Ein Mensch ist ein Mensch nur durch andere Menschen. Das ist der Satz den wir immer wieder hören. Aber trifft das wirklich zu? Da gibt es Menschen die sagen, muss der andere Mensch in meinem Bett schnarchen, in meiner Küche Chaos veranstalten? Muss er meine Luft atmen? Meine Termine besetzen? Mir ein schlechtes Gewissen machen? Oder mich bis in meine Träume beschäftigen? Sie sagen, es genügt, wenn der andere im Büro sitzt oder als Installateur klingelt, weil der Wasserhahn tropft. Es reicht, wenn ich ihn im Bus, an der Kasse im Supermarkt oder im Büro treffe. So denken zumindest einige. Sie möchte weder Zeit noch Raum mit anderen wirklich teilen.
Ein halbes Leben lang war man nicht alleine, man hatte Freunde und war mit Kinder großziehen beschäftigt. Vom Beruf ganz zu schweigen. Doch dann zog der Partner aus, die Kinder sind groß geworden und gehen ihre eigenen Wege. Plötzlich alleine. Nicht geplant. Aber man lernt schnell, wieder nur mit sich selbst zu rechnen. Single-Packung im Supermarkt, ist ja heute nicht so schwer, in der Küche nur die Notwendigsten Dinge, und immer gleich nach dem Kochen alles abspülen. Der Kühlschrank kennt bald nur noch Joghurt und fertig Menüs. Der letzte Film im Kino war …. Ja das verschweigen wir mal. Meisten bleibt man zu Hause schaut sich einen Film alleine an, da knistert keiner mit Chipstüten und es stinkt auch nicht nach Popcorn. Und da ja keiner da ist kann man auch mal ruhige Rotz und Wasser bei einem traurigen Film heulen.
Ansonsten, so viel lesen wie nie früher. Bücherstapel liegen herum aber da gibt es niemanden der Fragen stellt. Man liest auch mal die Werbung der Supermarktketten etwas genauer als früher. Meist liest man halblaut so als würde jemand daneben sitzen und es auch wissen wollen. Das mit sich selber reden tut auch den Pflanzen gut, die wachsen wie Unkraut.
Allein sein verändert Menschen. Nicht unbedingt zum Besten.
Dann kommt der Punkt wo das alleine sein einen immer mehr verändert. Man geht nicht mehr als Telefon, einige wissen man muss auf den Anrufbeantworter sprechen dann ruft man zurück, aber erst wenn man Lust dazu hat. Dann braucht man eine halbe Ewigkeit um den Kalender zu durchforsten, wann wieder Zeit ist für einen Kaffeebesuch oder eine Einladung zum Essen. Es werden dann immer Ausreden gefunden, Zahnarzt, wichtige Wege etc.. nur um ja nicht mit anderen zusammen zu kommen. Man wird seltsam, Abweisend, unbeweglich. Immer ein wenig schlecht gelaunt.
Der weithin verbreiteten Dauer-Kommunikation mit Partnern, Freunden, Kollegen, Nachbarn setzt man "Ich tue, was ich will" oder „ich habe keine Zeit“ entgegen. Es reicht, im Job zu funktionieren, zu Hause spricht der Bauch. Sich einrollen wie eine Katze, bis in die Nacht im neuen Krimi lesen, auf dem Fußboden liegen und Musik hören, träumen, Sonntagnachmittag einen Film gucken, das benutzte Geschirr stehen lassen – also ich kann das nicht? Man lebt immer mehr nach innen, zieht die Fühler zur Umwelt ein. Keine Lust auf andere lockt einen aus dem Selbst gewählten Schneckenhaus heraus.
Solche Menschen nennt man auch soziale Eremiten, es sind unerbittliche Türsteher an der Pforte zur eigenen Seele. Es sind Menschen die nicht immerzu Verfügbar sein wollen. Sie schlagen Hektik und Zeitfressern die Türe vor der Nase zu. Und werden Einzelgänger. Und manche werden ganz allmählich wunderlich. Sie geraten sozial aus dem Takt, rutschen unbemerkt und ungewollt in eine emotionale Verwahrlosung. Wer Freunde verprellt, Bekannte vernachlässigt, die Nachbarn ignoriert – nur, weil er immer öfter seine Ruhe haben will, der bringt sich selbst um ein Stück Leben. Es ist eine Art davonlaufen.
Dabei brauchen Singles ihr menschliches Netzwerk mehr als Leute, die in Familien eingebunden sind. Die meisten wissen es und sind hervorragende Netzwerker, sorgen für ihren eigenen Halt in der Welt. Es kostet allerdings Energie, sich selbst bei anderen in Erinnerung zu rufen, Einladungen auszusprechen, auf Hilferufe zu reagieren, sich auf die Probleme anderer einzustellen. Allein den Wein für die eigene Geburtstagsparty heranzuschaffen. Sich für ein gelungenes Fest zu bedanken und selbst mal ein tolles Menü hinzustellen. Die Katze vom Nachbarn zu füttern. Wer diesen Aufwand scheut und lieber im Energiesparmodus lebt, macht nicht nur die Welt ein bisschen ärmer, sondern auch sich selbst. Albert Schweitzers oft zitierter Satz "Glück ist das Einzige, was sich verdoppelt, wenn man es teilt" bekommt in unserer Single-Gesellschaft eine ganz besondere Bedeutung.
Es fängt ganz harmlos an. Hinter der eigenen Wohnungstüre hat man allein das Kommando. Da ist alles so, wie es soll. Genauso ordentlich oder schlampig, genauso plüschig oder cool, wie ein jeder für sich braucht. Es riecht nur nach einem selbst und nach der Lieblingskaffeesorte. Und man macht sich die Geräusche die man mag, Klassik, Pop, Jazz und wenn nicht dann singt man selber und das laut und falsch.
Es ist so als hätte man ein Schild aufgehangen „Bitte nicht stören“ am besten gleich in sechs verschiedenen Sprachen. Man würde es am liebsten an die Eingangstüre hängen. Es könnte zum Lebensmotto werden. Und gestört fühlt man sich immer öfter. Einladungen, Anrufe, Besucher - man will in Ruhe gelassen werden. Ruft nie zurück, vergisst Geburtstage, lädt niemanden mehr ein. Da wird die Ungeplante Tuchfühlung mit der eigenen Spezies plötzlich als Übergriff empfunden. Das Telefon wird zum Feind in der eigenen Wohnung. Die harmlose Frage "Wie geht es dir?" - ein lästiger Kontrollanruf. Und nicht die leiseste Idee kommt auf, selbst zu fragen, wie es denn der AnruferIn inzwischen so geht. So etwa wird sozialer Rückzug unsozial.
Dinge, die mal gut gedacht waren, können entgleiten. Vielleicht hat man beschlossen, keine traurigen Geschichten über diese und jene Probleme der anderen mehr hören zu wollen. Man ist ja keine Sozialstation. Da waren die Freunde, man wollte ehrlich sein und sagte ihnen „seit mit nicht böse aber ich kann das nicht mehr hören, Zum Jammern ist mir meine Zeit zu schade.“ Nun hört man gar keine Geschichten mehr. Und keine will mehr wissen, wie es einem selber geht oder was man so geplant hat in nächster Zeit. Weil: Da ist keiner. Die Welt hat verstanden und sich abgewendet.
Wo verläuft die Grenze? Wer ist ein Lebenskünstler, der gut allein klar kommt? Und wer ist ein verbissener Autonomer, der es schlicht an sozialer Intelligenz mangelt? Die Grenzen sind fließend. Es gibt ein Alleinsein des Mangels und ein Alleinsein in der Fülle. Letzteres als Lebensentwurf, durch die Fülle an Kontakten im laufe der Jahre sucht man ab einem gewissen Punkt die Ruhe für sich und die Abgeschiedenheit. Doch dies darf nicht darin enden das man für niemanden mehr zu erreichen ist.
Fortgehen, Leute treffen sich unterhalten. Was für eine Belastung. Da sind vielleicht Leute die man gar nicht kennen will. Die Schaumschläger, die Angeber und Aufreißer. Die Smalltalker. Die Modebewussten Schausteller. Dann die Paare die demonstrativ ihr Glück ausstellen. Nein das möchte man nicht, es belastet einen nur, weil man daran erinnert wird das man alleine ist, mit sich selbst und seiner Welt beschäftigt. Man möchte gar nicht zeigen wie es einem geht, man verbirgt sich lieber und schiebt Gründe vor um nicht irgendwo hin zu müssen. Also geht man immer weniger unter Menschen, lädt niemanden mehr ein. Die Mühe, anderen eine Bereicherung zu sein, nimmt man nicht mehr auf sich.
Ich-Bezogenheit wird genau dann zerstörerisch, wenn der eigene Zeitplan ein Dogma wird, wenn Gewohnheit jedes Mal über Spontaneität siegt, wenn Routineabläufe grundsätzlich wichtiger sind als Improvisation. Wenn es überhaupt mehr Grundsätze als gute Bekannte gibt. So einfach ins Kino schleppen, kommt gar nicht in Frage. Obwohl nichts im Haushalt zu tun ist, keiner ist da dem man Aufmerksamkeit schenken muss. Und doch als das alles noch sein musste für die anderen da zu sein, hat man das locker organisiert und sich relativ leicht Zeit verschafft um dann doch spontan ins Kino zu gehen oder sich im Kaffeehaus zu treffen um zu plaudern. Jetzt hätte man die Zeit einfach alles stehen und liegen zu lassen, doch es geht nicht, man ist zu festgefahren in seiner Einsamkeit.
Heute steht das eine an und dann auch noch das andere im Haushalt, nebenbei vielleicht das neue Buch anfangen. Und später im TV noch die eine Dokumentation ansehen. So sehen die Pläne aus. Sie kreisen ums Eigene, Ausschließlich. Das jemand vielleicht gerne Plaudern möchte oder einfach nur die Anwesenheit genießen könnte – der Gedanke kommt gar nicht mehr. Es scheint alles so unwichtig. Plötzlich fällt es auf, es fehlt die Übung die Soziale Übung, weltfremd, seltsam, menschenscheu ist man geworden. Der Austausch mit der Welt ist auf ein Minimum heruntergefahren, passiert nur noch im Beruflichen Rahmen. Nach der Trennung vom Partner und dem Auszug der Kinder war alles möglich. Nun hat man alles Mögliche verlernt. Aus dem Alleinsein-Können ist ein Alleinsein-Müssen geworden.
Alarmsignale auf dem Weg zur sozialen Verwahrlosung: Man vergisst einen Geburtstag, sagt Einladungen nicht mal ab, weil einem keine Ausreden einfallen. Keiner kommt spontan vorbei. Das Telefon schweigt. Auf dem Anrufbeantworter nur noch der Mann vom Baumarkt, der die bestellte WC-Spülung bekommen hat. Die Nachbarin grüßt nicht. Montags im Job klingt die eigene Stimme fremd. Im Briefkasten nur noch Zeitung und Werbung. E-Mails checken genügt einmal im Monat. Kinderstimmen sind Lärm. Die Menschheit ist lästig.
Das Leben als solches, das ohne die Einflüsse der vielen anderen ja eigentlich leichter sein sollte, wird eine Last. Denn: Der Mensch ist eben ein Mensch nur durch andere Menschen.
Ein halbes Leben lang war man nicht alleine, man hatte Freunde und war mit Kinder großziehen beschäftigt. Vom Beruf ganz zu schweigen. Doch dann zog der Partner aus, die Kinder sind groß geworden und gehen ihre eigenen Wege. Plötzlich alleine. Nicht geplant. Aber man lernt schnell, wieder nur mit sich selbst zu rechnen. Single-Packung im Supermarkt, ist ja heute nicht so schwer, in der Küche nur die Notwendigsten Dinge, und immer gleich nach dem Kochen alles abspülen. Der Kühlschrank kennt bald nur noch Joghurt und fertig Menüs. Der letzte Film im Kino war …. Ja das verschweigen wir mal. Meisten bleibt man zu Hause schaut sich einen Film alleine an, da knistert keiner mit Chipstüten und es stinkt auch nicht nach Popcorn. Und da ja keiner da ist kann man auch mal ruhige Rotz und Wasser bei einem traurigen Film heulen.
Ansonsten, so viel lesen wie nie früher. Bücherstapel liegen herum aber da gibt es niemanden der Fragen stellt. Man liest auch mal die Werbung der Supermarktketten etwas genauer als früher. Meist liest man halblaut so als würde jemand daneben sitzen und es auch wissen wollen. Das mit sich selber reden tut auch den Pflanzen gut, die wachsen wie Unkraut.
Allein sein verändert Menschen. Nicht unbedingt zum Besten.
Dann kommt der Punkt wo das alleine sein einen immer mehr verändert. Man geht nicht mehr als Telefon, einige wissen man muss auf den Anrufbeantworter sprechen dann ruft man zurück, aber erst wenn man Lust dazu hat. Dann braucht man eine halbe Ewigkeit um den Kalender zu durchforsten, wann wieder Zeit ist für einen Kaffeebesuch oder eine Einladung zum Essen. Es werden dann immer Ausreden gefunden, Zahnarzt, wichtige Wege etc.. nur um ja nicht mit anderen zusammen zu kommen. Man wird seltsam, Abweisend, unbeweglich. Immer ein wenig schlecht gelaunt.
Der weithin verbreiteten Dauer-Kommunikation mit Partnern, Freunden, Kollegen, Nachbarn setzt man "Ich tue, was ich will" oder „ich habe keine Zeit“ entgegen. Es reicht, im Job zu funktionieren, zu Hause spricht der Bauch. Sich einrollen wie eine Katze, bis in die Nacht im neuen Krimi lesen, auf dem Fußboden liegen und Musik hören, träumen, Sonntagnachmittag einen Film gucken, das benutzte Geschirr stehen lassen – also ich kann das nicht? Man lebt immer mehr nach innen, zieht die Fühler zur Umwelt ein. Keine Lust auf andere lockt einen aus dem Selbst gewählten Schneckenhaus heraus.
Solche Menschen nennt man auch soziale Eremiten, es sind unerbittliche Türsteher an der Pforte zur eigenen Seele. Es sind Menschen die nicht immerzu Verfügbar sein wollen. Sie schlagen Hektik und Zeitfressern die Türe vor der Nase zu. Und werden Einzelgänger. Und manche werden ganz allmählich wunderlich. Sie geraten sozial aus dem Takt, rutschen unbemerkt und ungewollt in eine emotionale Verwahrlosung. Wer Freunde verprellt, Bekannte vernachlässigt, die Nachbarn ignoriert – nur, weil er immer öfter seine Ruhe haben will, der bringt sich selbst um ein Stück Leben. Es ist eine Art davonlaufen.
Dabei brauchen Singles ihr menschliches Netzwerk mehr als Leute, die in Familien eingebunden sind. Die meisten wissen es und sind hervorragende Netzwerker, sorgen für ihren eigenen Halt in der Welt. Es kostet allerdings Energie, sich selbst bei anderen in Erinnerung zu rufen, Einladungen auszusprechen, auf Hilferufe zu reagieren, sich auf die Probleme anderer einzustellen. Allein den Wein für die eigene Geburtstagsparty heranzuschaffen. Sich für ein gelungenes Fest zu bedanken und selbst mal ein tolles Menü hinzustellen. Die Katze vom Nachbarn zu füttern. Wer diesen Aufwand scheut und lieber im Energiesparmodus lebt, macht nicht nur die Welt ein bisschen ärmer, sondern auch sich selbst. Albert Schweitzers oft zitierter Satz "Glück ist das Einzige, was sich verdoppelt, wenn man es teilt" bekommt in unserer Single-Gesellschaft eine ganz besondere Bedeutung.
Es fängt ganz harmlos an. Hinter der eigenen Wohnungstüre hat man allein das Kommando. Da ist alles so, wie es soll. Genauso ordentlich oder schlampig, genauso plüschig oder cool, wie ein jeder für sich braucht. Es riecht nur nach einem selbst und nach der Lieblingskaffeesorte. Und man macht sich die Geräusche die man mag, Klassik, Pop, Jazz und wenn nicht dann singt man selber und das laut und falsch.
Es ist so als hätte man ein Schild aufgehangen „Bitte nicht stören“ am besten gleich in sechs verschiedenen Sprachen. Man würde es am liebsten an die Eingangstüre hängen. Es könnte zum Lebensmotto werden. Und gestört fühlt man sich immer öfter. Einladungen, Anrufe, Besucher - man will in Ruhe gelassen werden. Ruft nie zurück, vergisst Geburtstage, lädt niemanden mehr ein. Da wird die Ungeplante Tuchfühlung mit der eigenen Spezies plötzlich als Übergriff empfunden. Das Telefon wird zum Feind in der eigenen Wohnung. Die harmlose Frage "Wie geht es dir?" - ein lästiger Kontrollanruf. Und nicht die leiseste Idee kommt auf, selbst zu fragen, wie es denn der AnruferIn inzwischen so geht. So etwa wird sozialer Rückzug unsozial.
Dinge, die mal gut gedacht waren, können entgleiten. Vielleicht hat man beschlossen, keine traurigen Geschichten über diese und jene Probleme der anderen mehr hören zu wollen. Man ist ja keine Sozialstation. Da waren die Freunde, man wollte ehrlich sein und sagte ihnen „seit mit nicht böse aber ich kann das nicht mehr hören, Zum Jammern ist mir meine Zeit zu schade.“ Nun hört man gar keine Geschichten mehr. Und keine will mehr wissen, wie es einem selber geht oder was man so geplant hat in nächster Zeit. Weil: Da ist keiner. Die Welt hat verstanden und sich abgewendet.
Wo verläuft die Grenze? Wer ist ein Lebenskünstler, der gut allein klar kommt? Und wer ist ein verbissener Autonomer, der es schlicht an sozialer Intelligenz mangelt? Die Grenzen sind fließend. Es gibt ein Alleinsein des Mangels und ein Alleinsein in der Fülle. Letzteres als Lebensentwurf, durch die Fülle an Kontakten im laufe der Jahre sucht man ab einem gewissen Punkt die Ruhe für sich und die Abgeschiedenheit. Doch dies darf nicht darin enden das man für niemanden mehr zu erreichen ist.
Fortgehen, Leute treffen sich unterhalten. Was für eine Belastung. Da sind vielleicht Leute die man gar nicht kennen will. Die Schaumschläger, die Angeber und Aufreißer. Die Smalltalker. Die Modebewussten Schausteller. Dann die Paare die demonstrativ ihr Glück ausstellen. Nein das möchte man nicht, es belastet einen nur, weil man daran erinnert wird das man alleine ist, mit sich selbst und seiner Welt beschäftigt. Man möchte gar nicht zeigen wie es einem geht, man verbirgt sich lieber und schiebt Gründe vor um nicht irgendwo hin zu müssen. Also geht man immer weniger unter Menschen, lädt niemanden mehr ein. Die Mühe, anderen eine Bereicherung zu sein, nimmt man nicht mehr auf sich.
Ich-Bezogenheit wird genau dann zerstörerisch, wenn der eigene Zeitplan ein Dogma wird, wenn Gewohnheit jedes Mal über Spontaneität siegt, wenn Routineabläufe grundsätzlich wichtiger sind als Improvisation. Wenn es überhaupt mehr Grundsätze als gute Bekannte gibt. So einfach ins Kino schleppen, kommt gar nicht in Frage. Obwohl nichts im Haushalt zu tun ist, keiner ist da dem man Aufmerksamkeit schenken muss. Und doch als das alles noch sein musste für die anderen da zu sein, hat man das locker organisiert und sich relativ leicht Zeit verschafft um dann doch spontan ins Kino zu gehen oder sich im Kaffeehaus zu treffen um zu plaudern. Jetzt hätte man die Zeit einfach alles stehen und liegen zu lassen, doch es geht nicht, man ist zu festgefahren in seiner Einsamkeit.
Heute steht das eine an und dann auch noch das andere im Haushalt, nebenbei vielleicht das neue Buch anfangen. Und später im TV noch die eine Dokumentation ansehen. So sehen die Pläne aus. Sie kreisen ums Eigene, Ausschließlich. Das jemand vielleicht gerne Plaudern möchte oder einfach nur die Anwesenheit genießen könnte – der Gedanke kommt gar nicht mehr. Es scheint alles so unwichtig. Plötzlich fällt es auf, es fehlt die Übung die Soziale Übung, weltfremd, seltsam, menschenscheu ist man geworden. Der Austausch mit der Welt ist auf ein Minimum heruntergefahren, passiert nur noch im Beruflichen Rahmen. Nach der Trennung vom Partner und dem Auszug der Kinder war alles möglich. Nun hat man alles Mögliche verlernt. Aus dem Alleinsein-Können ist ein Alleinsein-Müssen geworden.
Alarmsignale auf dem Weg zur sozialen Verwahrlosung: Man vergisst einen Geburtstag, sagt Einladungen nicht mal ab, weil einem keine Ausreden einfallen. Keiner kommt spontan vorbei. Das Telefon schweigt. Auf dem Anrufbeantworter nur noch der Mann vom Baumarkt, der die bestellte WC-Spülung bekommen hat. Die Nachbarin grüßt nicht. Montags im Job klingt die eigene Stimme fremd. Im Briefkasten nur noch Zeitung und Werbung. E-Mails checken genügt einmal im Monat. Kinderstimmen sind Lärm. Die Menschheit ist lästig.
Das Leben als solches, das ohne die Einflüsse der vielen anderen ja eigentlich leichter sein sollte, wird eine Last. Denn: Der Mensch ist eben ein Mensch nur durch andere Menschen.
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