Was Freundschaft bedeutet
Es gibt sehr unterschiedliche Vorstellungen davon, wie eine
Freundschaft zu sein hat. Ich habe keine Erwartungshaltungen und für mich gibt
es keine spezielle Definition. Für mich gibt es bestimmte Merkmale, die eine
echte Freundschaft aufweisen und nur einen einzigen Punkt, der jeder
Freundschaft zugrunde liegt.
Erwartungshaltungen
Ich kenne Menschen, die haben Erwartungen an eine
Freundschaft. Sie erwarten von Freunden, dass diese sich für sie interessieren.
Dass sie gefragt werden, wie es ihnen geht, wie es beruflich und privat läuft
und was es Neues gibt. Die schon beinahe darauf bestehen dass man sich ja regelmäßig
Meldet und nach dem Befinden fragt.
Die Beziehung besteht aus: sich kennen und dem Interesse
füreinander.
Das ist quasi der “Pflichtteil”, aus dem sich die
Freundschaft ergibt.
Eine Freundschaft braucht Pflege, gar keine Frage. Dazu
gehört auch, sich um Treffen zu bemühen und in seinem Terminkalender Platz zu
schaffen, um diese zu verwirklichen. Eine Freundschaft braucht aber keine
Erwartungshaltungen. Ich setze keine Erwartungen in eine Freundschaft. Sei es
in Hinblick auf die Häufigkeit der Treffen, an das Maß der Zuwendung oder an
die Art, wie ein Freund zu sein hat. Nein das ist nicht für mich nicht wichtig,
im Gegenteil, ich freue mich, wenn sich Freunde melden aber ich erwarte es
nicht.
In welchem Maß ein Freund für einen da ist, hängt von dem
Freund an sich ab. Man kann nicht erwarten, dass die eigenen Vorstellungen vom
anderen erfüllt werden. Wenn ich einem Freund mangelnde Zeit für mich oder
mangelndes Interesse an mir vorwerfe, zeigt das lediglich, dass diese Aspekte
für den Freund nicht so bedeutend sind, wie für mich selbst. Solche eine
Freundschaft kann schmerzhaft sein, weil sie auf unterschiedlichen
Wertvorstellungen gebaut ist und die Bedürfnisse in der Freundschaft –
zumindest für eine Person – nicht ausreichend erfüllt werden.
Eine Freundschaft basiert für mich immer auf dem
freiwilligen Wunsch beider Seiten, gemeinsame Zeit zu verbringen und muss frei
von Zwängen, Erwartungen und Druck sein.
Weil diese einengen und der Freundschaft die Flügel nehmen.
Merkmale eine Freundschaft
Vertrautheit
Das Wohlgefühl in der Gegenwart der anderen Person. Ich habe
Freunde, die sehe ich alle paar Monate und es fühlt sich an, wie immer. Als wäre
keine Zeit vergangen. Dieses Gefühl ist für mich ein wesentlicher Punkt für
eine Freundschaft. Du kannst dir jederzeit begegnen und machst da weiter, wo du
beim letzten Treffen aufgehört hast.
Sein Können wer man ist
Man kann sich gegenseitig so geben, wie man ist, braucht sich
nicht verstellen oder einander etwas vorzumachen. Zu oft tun wir genau das im
Alltag mit den äußeren Einflüssen und Erwartungshaltungen anderer. Bei einem
Freund hat man nicht das Gefühl, das tun zu müssen. Man kann sein, wie man ist.
Man soll sein, wie man ist. Man darf einmal einfach die Seele öffnen und sich
so geben wie man auch zu Hause ist.
Gemeinsam gehen
Es braucht oft nicht viele Fragen, wie es mir geht und
tiefgreifende fragen nach meiner Person. Auch wenn ich mich selbst für andere
interessiere, mich nach ihnen erkundige und wissen will, was so los ist, gibt
es Freunde, die nicht viel nachfragen. Aber sie hören mir zu, wenn ich reden
würde. Sie würden mir Antworten geben, wenn ich welche suchen würde. Sie lassen
mich erzählen, wenn ich von mir aus erzählen möchte. Sie sind einfach da, ohne
zu fragen. Ich fühle mich aufgehoben, auch wenn sie nicht alles von mir wissen.
Das ist okay. Darum geht es nicht immer in einer Freundschaft. Das Begleiten
ist viel wichtiger.
Ehrliche Worte und offen sein
Freunde sind ehrlich zueinander. Es gibt genug Menschen, die
einem ins Gesicht lügen, weil die Wahrheit unangenehm wäre oder weil sie dich
nicht schlecht dastehen lassen wollen. Zum Beispiel dir nicht sagen würden,
wenn du Mundgeruch hast. Aber das gehört dazu und echte Freunde kümmern sich
nicht darum ob sie dich verletzten oder nicht sondern sagen auch mal unangenehmes.
Vertrauen
Was auch immer ich einem Freund erzähle, ich kann mir sicher
sein, dass er es für sich behält, wenn ich das möchte. Ich habe auch das
Vertrauen, dass er nicht schlecht über mich reden würde. Das heißt nicht, dass
er mal keine Kritik über mich bei jemandem äußert, aber es ist auf eine Art und
Weise, die respektvoll und höflich erfolgt und nicht in der Art „über mich
herziehen“. Und es ist in der Regel etwas, das er mir selbst schon mal gesagt
hat. Um dieses Vertrauen weiß ich bei einem Freund.
Verzeihen
Freunde verzeihen sich. Wenn die Freundschaft und das Maß
der Verbundenheit stark genug sind, werden Freunde einander wiederfinden. Sie
werden sich verzeihen und den Weg gemeinsam weiter gehen, egal was vorgefallen
ist.
Einfach mal da sein und Zeit nehmen
Wahre Freunde sind füreinander da, vor allem auch in Zeiten,
in denen es einem nicht so gut geht. Sie bauen auf, motivieren, unterstützen
und bieten Halt. Bewusst oder unbewusst. Bei einem Freund hat man kein
schlechtes Gewissen, ihn zu unmöglichen Zeiten aus dem Bett zu klingeln, weil
man weiß, dass er für einen da wäre. Man gibt, ohne Gegenleistung zu erwarten
und man nimmt, ohne das Gefühl zu haben, etwas dafür geben zu müssen.
Freiheiten
Es braucht keine regelmäßigen Treffen, um eine Freundschaft
zu beweisen. Im Vordergrund steht immer das Genießen der gemeinsamen Zeit und
nicht das Pflichtgefühl, sich sehen zu müssen. Freundschaft ist immer
freiwillig. Die freiwillige Begegnung zweier (oder mehrerer Menschen), die sich
gerne haben. Wenn diese Freiheit aufhört, engt man die Freundschaft ein.
Meine Freunde haben unterschiedliche Aufgaben und ich habe
für jeden meiner Freunde andere Aufgaben. Ich erwarte aber nichts in diesem
Sinne. Kein Freund gleicht dem anderen und das ist auch gut so. Denn Freunde
haben unterschiedliche Aufgaben. Bewusst oder unbewusst habe ich mir meine
Freunde auch aus solchen Gründen ausgesucht. Es gibt Freunde, mit denen man
über alles reden kann und bei denen man sich immer aufgefangen fühlt. Es gibt
Freunde, mit denen man einfach gemeinsame Zeit verbringen kann. Sie fragen
nicht nach, sondern sind einfach da. Mit ihnen vergessen wir unsere Sorgen für
einen Moment und lassen uns einfach treiben. Es gibt Freunde, die sehr
einfühlsam und verständnisvoll sind. Bei ihnen ist man mit Traurigkeit und
Problemen sehr gut aufgehoben und es gibt solche, die sich nicht runterziehen
lassen. Die uns aufmuntern, wenn es uns schlecht geht und die jedes Problem
weniger schwer wiegen lassen. Es gibt solche, die oft anderer Meinung sind als
wir. Die unseren Horizont erweitern, weil wir Dinge aus einem neuen Blickwinkel
betrachten. Es gibt Freunde, die wir bewundern – ihre Lebenseinstellung. Ihre
Lebensweise. Ihren Weg. Von ihnen holen wir uns Mut und Unterstützung, um
selbst die Kraft zu finden, den eigenen Weg zu gehen.
Und über solche Freunde freue ich mich. Es sind viele an der
Zahl aber es gibt solche Freunde. Und dafür danke ich.
Das finde ich wunderbar beschrieben.
AntwortenLöschenEine Freundschaft braucht jeder und ist auch wichtig.
Es gibt Menschen die eine Freundschaft nicht erkennen und erst dann, wenn etwas passiert ist, sehen wie wichtig der andere ist.
Danke