Einsamkeit schleicht sich von Zeit zu Zeit in jedes Leben:
Beim ersten Tag nach der Trennung, auf der Party, wo man niemanden kennt, beim
Blick ins Zimmer das Kindes, das ausgezogen ist, oder nach dem Tod des
Lebenspartners. Niemand ist davor gefeit. Auch Berühmtheiten wie Prinzessin
Diana, Romy Schneider, Marilyn Monroe oder Janis Joplin waren zutiefst einsam.
„Menschen, die in der Einsamkeit feststecken, haben nichts falsch gemacht“,
schreibt Cacioppo in seinem Buch „Loneliness“. „Niemand von uns ist immun gegen
das Gefühl, isoliert zu sein, genauso wenig wie wir immun sind gegen
Hungergefühle oder Schmerz.“
Das Gefühl, einsam zu sein, ist demnach ein wichtiges
Warnsignal. Es fordert dazu auf, Anschluss zu suchen, Kontakte einzufordern,
aktiv zu werden. Der Wunsch, dazuzugehören, Menschen zu haben, denen man trauen
kann und die sich um einen sorgen, ist also ein Ausdruck dieses fundamentalen
Bedürfnisses nach sozialem Anschluss und emotionaler Bindung.
Einsamkeit als Warnsignal tritt häufig dann auf, wenn sich
das eigene Leben verändert und damit das ganze soziale Leben und die Routine,
die es vorher geprägt hat: unverbindliche Kontakte, die Einbindung in Gruppen
und enge Vertraute. Das passiert etwa bei Umzügen, nach der Kündigung im Job
oder wenn man von seinem Partner verlassen wurde. Entscheidend dafür, ob das
Alleinsein dann als Einsamkeit empfunden wird, ist vor allem eines: ob die
Situation freiwillig gesucht wurde oder ob sie von außen auferlegt wurde. Ein
Alleinsein, für das man sich selbst aus freien Stücken entschieden hat, wird
oft als sehr befreiend und wohltuend erlebt.
Befreiend und wohltuend sollte es auch sein, dem Warnsignal
Einsamkeit zu folgen und sich kurzerhand wieder Kontakte zu suchen, sobald sie
einem fehlen, oder sie zu intensivieren, wenn sie emotional verflacht sind.
Doch viele Menschen erleben Einsamkeit als Dauerzustand, wieso manche Studie
zeigt. Was also passiert, wenn aus dem Warnsignal Einsamkeit ein Dauerzustand
wird? Einige Studien zeigen, dass das Alter eine Rolle spielt: So fühlen sich
besonders Jugendliche und Menschen ab 80 Jahren oft einsam. Andere Studien
zeigen, dass eine Ehe einigen Schutz gegen Einsamkeit bietet ebenso wie ein
fester Job und die Mitgliedschaft in Vereinen oder Klubs.
Und wieder andere zeigen, dass es einige Menschen gibt, die
aufgrund ihrer Persönlichkeit besonders anfällig für Gefühle von Einsamkeit
sind. Diese Menschen sind eher pessimistisch, schüchtern, auf sich fokussiert,
können sich schlechter auf andere konzentrieren und in sie einfühlen: Sie
teilen sich weniger mit, besonders, wenn es um ihre tiefsten Gedanken und
Gefühle geht – das ist vor allem für Frauen ein Faktor, sich einsam zu fühlen.
Bei den Männern spielt es dagegen eher eine Rolle, ob sie Mitglied einer
größeren Gruppe sind, etwa im Sportverein. Auch Menschen die vielleicht nach
einer Trennung neu Anfangen müssen und sehr Gefühlsbetont sind, fühlen sich
rasch sehr einsam.
Menschen mit einer solchen Persönlichkeitsstruktur haben
größere Probleme, Kontakte selbst zu beginnen, sie nicht mit zu viel Erwartungen
zu überladen und sie nicht eigenhändig abzubrechen, wenn etwas nicht so läuft,
wie sie es sich gewünscht haben. Einsame suchen und finden ihresgleichen – sie
knüpfen eher den Kontakt zu anderen chronisch Einsamen. „Wenn man nicht auf das
Warnsignal reagiert, fällt man der chronischen Einsamkeit in die Hände“.
„Einsame sind sich bewusst, dass ihre sozialen Bedürfnisse
nicht erfüllt werden“, so sagen Psychologen, „aber sie glauben auch, dass sie
selbst nicht unter Kontrolle haben, das zu ändern.“ Das sollen sie mit „ease“ wieder lernen. Das „e“ steht für
„extent“, also ausweiten, sich einen
sicheren Platz suchen, von dem aus man Kontakt aufbauen kann, etwa als Tutor
oder freiwilliger Helfer im Tierheim, oder in einer sozialen Einrichtung wo man
mithelfen kann.
Das „a“ steht für „action“
und soll daran erinnern, dass nur eigene Aktivität aus der Einsamkeit führt.
Dabei helfen kann ein Plan, welche Aktivitäten man wann genau angehen möchte.
„Das „s“ für „selective“ ermutigt,
sich genau auszusuchen, wem man sich nähern möchte, und das dafür intensiv zu
versuchen. Denn Einsame geben manchmal schnell auf, wenn sie Kontakte nicht so
schnell entwickeln, wie sie es sich wünschen. Das letzte „e“ steht schließlich
für „expect the best“ – denn viele
Einsame fürchten sich vor Zurückweisungen und verharren daher in ihrem Zustand.
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