Reden und Hören

Ich rede gerne, wenn ich mich alleine fühle. Ja dann rede ich mit mir selbst. Aber machen wir das nicht alle einmal?

Dann ist da meine Stimme, und ich drehe mich um zu mir selbst, und schaue mich an im Spiegel und ich höre dann verschwindet meine Stimme ungehört im Nichts. Ich habe geglaubt, ganz am Anfang, dass ich so aufmerksam auf meine Worte warte, weil ich wissen wollte, was ich zu mir selber sage. Ich habe mich getäuscht. Ich warte, weil ich weiß, das ich irgendwann Luft holen muss, dass ich irgendwann aufhöre zu sprechen, und dann spricht niemand. Dabei unterhalte, rede, ich gerne, so wie viele um mich herum. Wenn sie sprechen, erzählen sie viel und mehr und alles, bloß mir antworten will mir keiner. Nie, auch ich höre ihnen zu, warte dann lange und höre zu bis sie Luft holen, dann erwidere ich etwas auf ihre Geschichten, versuche zu verstehen und warte. Bis ich fertig bin. Damit sie mir wieder irgendetwas anderes erzählen können.

Manchmal reden wir auch nicht. Ich stehe dann dem anderen einfach nur gegenüber und schaue ihn an und mein Gegenüber blickt mich an. Dabei fällt mir auf das ich gar nicht gesehen werde. Der Blick des anderen geht an mir vorbei oder durch mich hindurch, übersieht mich und schaut dann einfach fort. Einmal bin ich vor dem Spiegel gestanden, habe mir entgegengesehen, habe mich darin entdeckt. Mein Spiegelbild sieht mich dann an, doch was sah ich wirklich im Spiegelbild. Ja mich selbst das mich einfach ansah und durch mich hindurchblickte. Da war kein ich. Ich wunderte mich, dass es so leicht ist, mich nicht zu sehen. Eine Zeit lang habe ich mir selber zugesehen habe auf mich geachtet, wollte nur, das ich ein einziges Mal in mich selber hineinblicke. Habe ich aber nicht. Dann habe ich mich alleine gefühlt, tue es immer noch und deshalb fange ich wieder an zu reden, reden einfach mit mir selbst.

Wenn ich rede, und dabei in den Spiegel blicke, höre ich mich, aber mein Spiegelbild hört weder zu noch mit. Es hört nicht wirklich hin und nicht wirklich her, ja manchmal sogar weg. Wie im Leben wenn man mit jemanden redet.

Ich habe mich jetzt satt gehört. Punkt

Bin satt gehört von den vielen Worten, habe genug davon mitzuhören und nachzuhören und möchte jetzt nicht mehr weiterhören. Möchte einmal so sein wie die anderen. Nicht immerfort alleine sein. Wie gerade jetzt. Nicht alles fühlen und spüren müssen, nicht alles sehen und hören. Und wenn dann die anderen reden, und sie reden ja gerne, dann höre ich einfach einmal weg. Woanders hin, bloß weit weg und weiter weg von mir selbst. Vielleicht merken sie es nicht einmal, weil sie ja selbst nicht zuhören, noch nie zugehört haben und deshalb auch nicht merken werden, das ich plötzlich aufhöre zuzuhören.

Und sie sagen Worte und ich höre diese Worte, aber ich spüre sie nicht. Ich spüre gar nichts. Weil ich eben so bin wie sie. Nicht wie ich selbst wirklich bin. Ich würde mithören und hinhören und mich nicht forthören. Aber genau das mache ich jetzt und dann, wenn ich mich ganz weit weggehört habe, ist es still. Niemand ist mehr da, der redet oder der zuhören kann, und ich fühle mich sehr alleine, wie auch jetzt schon wo es die anderen bei mir tun. Vielleicht kommen dann die Worte „Ich wusste nicht, dass du einsam bist, dass da nichts ist in dir.“ Das zuhören, etwas wichtiges und essenziales nur wir haben es verlernt.

Am Ende höre ich mich zurück. Fort von den anderen und wieder hin zu mir, weil ich lieber ich bleiben möchte. Jemand der zuhören kann und trotz allem nicht schweigt oder sich woanders hinhört. Hier warte ich auf jemanden, der zu- und mit- und hin- sowie herhört und während ich warte, rede ich. Ich rede gerne und wenn es nur mit mir selbst ist. Und dann hole ich Luft.

Jemand wird kommen, irgendwann, der auch wartet. So wie ich. Ganz sicher.

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