5 Tage fünf Geschichten - GegenArmut

Denken wir mal darüber nach

In einer Zeit, in der die Schere zwischen Arm und Reich immer weiter auseinandergeht, ist es erschütternd zu sehen, wie die Politik ihre Prioritäten setzt. Es wird viel darüber geredet, dass gespart werden muss, weil es dem Land wirtschaftlich schlecht geht. Doch wo wird gespart? Im Sozialbereich. Bei denen, die ohnehin schon am meisten kämpfen. Während Milliardenhilfen für Großkonzerne diskutiert werden, die ihren Aktionären gerade erst Millionen an Dividenden ausgezahlt haben, sollen diejenigen, die ohnehin kaum über die Runden kommen, noch mehr verzichten. Das Bürgergeld soll gekürzt werden, Menschen sollen länger arbeiten, während die politischen Entscheidungsträger selbst hohe Gehälter einstreichen und über Nebentätigkeiten zusätzliche Einnahmen generieren.

Die Mieten steigen unaufhörlich, die Lebenshaltungskosten explodieren – doch die Menschen sollen mit noch weniger auskommen. Gleichzeitig profitieren jene, die ohnehin schon im Wohlstand schwimmen. Die Schieflage ist unübersehbar: Die Reichen werden reicher, während die Armen weiter in die Enge getrieben werden.

In dieser ungerechten Welt erheben rechte Politiker ihre Stimmen und nutzen die Verzweiflung der Menschen aus. Mit einfachen, aber falschen Lösungen versprechen sie, dass alles wieder besser wird. Ihre Worte klingen verlockend für diejenigen, die unter der Last der Ungleichheit zusammenbrechen. Doch diese Versprechen sind nicht nur hohl, sie sind gefährlich. Denn auch sie haben keine Antworten auf die tiefgreifenden Probleme unserer Zeit. Ihre Lösungen beruhen auf Spaltung, Hass und Ausgrenzung, nicht auf wirklicher Veränderung.

Die wahre Antwort auf die Ungerechtigkeit liegt nicht in diesen leeren Versprechungen, sondern in einem Miteinander. Wir leben in einer Welt, in der die Reichen immer mehr horten, während die Ärmsten auch noch zur Kasse gebeten werden. Toleranz und Menschlichkeit sind auf der Strecke geblieben, absichtlich zerstört, um Feindbilder zu schaffen und Profite zu maximieren. Früher war es selbstverständlich, dass der Nachbar für die Nachbarin einkaufen ging, weil er wusste, dass sie es sich nicht leisten konnte. Unternehmer investierten in ihre Mitarbeiter und deren Familien, weil sie wussten, dass es nicht nur um Gewinne, sondern auch um Menschlichkeit ging.

Heute leben wir in einer Zeit des „Ich“, in der das Wohl des Einzelnen über das Gemeinwohl gestellt wird. Neid und Hass haben die Solidarität ersetzt. Doch das muss nicht so bleiben. Es liegt an uns, das Miteinander zurückzubringen, für eine Welt zu kämpfen, in der Ungleichheit nicht die Norm ist, sondern die Ausnahme.


In den nächsten Tagen werde ich hier einige kurze Geschichten schreiben die Armut aufzeigen sollen. Geschichten wie sie wirklich passieren wir aber oft davon nichts sehen.

1. Die alleinerziehende Mutter

Sandra ist alleinerziehend mit zwei Kindern, Lukas (7) und Marie (4). Sie arbeitet als Teilzeitkraft in einem Supermarkt, doch trotz ihrer Anstrengungen bleibt am Ende des Monats kaum genug Geld übrig. Nach Abzug von Miete, Nebenkosten und den Kita-Gebühren bleiben ihr nur wenige Euro. Doch Sandra spart, wo sie kann. Anstatt teures Spielzeug zu kaufen, unternimmt sie mit ihren Kindern lange Spaziergänge im Park oder organisiert Bastelstunden zu Hause. Sie kämpft darum, dass Lukas und Marie nicht das Gefühl haben, arm zu sein. Durch Secondhand-Kleidung und Nachbarschaftshilfe schafft sie es, ihren Kindern ein Gefühl von Normalität zu geben, obwohl sie selbst oft nachts wachliegt und sich Sorgen um die Zukunft macht.

2. Die alte Frau und die unerschwinglichen Medikamente

Frau Schneider, 82 Jahre alt, lebt allein in ihrer kleinen Wohnung. Sie leidet an mehreren chronischen Erkrankungen und muss regelmäßig zum Arzt. Bei einem ihrer letzten Besuche verschreibt ihr der Arzt neue, wichtige Medikamente. Doch als sie zur Apotheke geht, trifft sie der Schock – ihr Geld reicht diesen Monat nicht aus, um die Medikamente zu bezahlen. Schweren Herzens beschließt sie, bis zum nächsten Monat zu warten, auch wenn sie weiß, dass sich ihr Gesundheitszustand dadurch verschlechtern könnte. In dieser Zeit greift sie auf alte Hausmittel zurück und hofft, dass ihr Körper stark genug ist, die Zeit bis zur nächsten Rente zu überstehen.

3. Der alte Mann mit der kleinen Rente

Herr Müller, 74 Jahre alt, hat sein ganzes Leben lang hart gearbeitet. Doch seine kleine Rente reicht kaum für die hohen Kosten des Alltags. Miete, Heizung, Lebensmittel – alles ist teurer geworden, während sein Einkommen gleich geblieben ist. Seine Gesundheit lässt nach, dennoch trägt er jeden Morgen früh die Zeitungen aus. Seine Knochen schmerzen, aber er hat keine Wahl. Ohne diesen Nebenverdienst könnte er sich die dringend benötigten Medikamente nicht leisten. Herr Müller versucht, stark zu bleiben, und träumt davon, eines Tages ohne diese Last leben zu können. Doch bis dahin bleibt ihm nichts anderes übrig, als weiterzumachen.

4. Der Teenager mit den gebrauchten Klamotten

Felix ist 15 Jahre alt und geht in die 9. Klasse. Er beobachtet, wie seine Mitschüler mit den neuesten Handys und Markenkleidung zur Schule kommen. Sein eigenes Handy hat einen Sprung im Display, und seine Klamotten sind größtenteils die abgetragenen Sachen seines älteren Bruders. Felix schämt sich manchmal, wenn er die Blicke der anderen spürt. Doch er weiß, dass seine Familie es schwer hat. Sein Vater arbeitet als Handwerker, seine Mutter als Reinigungskraft. Sie geben ihr Bestes, doch für Luxus bleibt kein Platz. Felix versucht, sich auf die Schule zu konzentrieren und träumt davon, eines Tages selbst genug zu verdienen, um seiner Familie zu helfen.

5. Die Wohnung, die Angst

Sabine sitzt in ihrer kleinen Einzimmerwohnung und schaut aus dem Fenster. Sie ist 56 Jahre alt, doch ihr Leben fühlt sich an, als hätte es sie gealtert. Vor einigen Jahren verlor sie ihren Job in einer Fabrik, die ins Ausland verlagert wurde. Seitdem hangelt sie sich von einem Gelegenheitsjob zum nächsten. Die Arbeitszeiten sind unregelmäßig, der Lohn gering. Trotz aller Mühen reicht es kaum, um die Miete zu zahlen und den Kühlschrank zu füllen.

Sabine war nie jemand, der um Hilfe bat. Doch die steigenden Lebenshaltungskosten haben sie in eine Ecke gedrängt. Der Gang zum Sozialamt fiel ihr schwer, aber ohne diese Unterstützung könnte sie sich nicht über Wasser halten. Jeden Monat zählt sie die Tage bis zur nächsten Auszahlung, oft in der Hoffnung, dass nichts Unerwartetes passiert. Eine kaputte Waschmaschine oder eine unerwartete Zahnarztrechnung würde ihr Budget sprengen.

Ihre größte Angst ist, eines Tages auf der Straße zu landen. Sie sieht die Menschen in ihrer Stadt, die in Hauseingängen oder unter Brücken schlafen, und fragt sich, wie weit sie noch davon entfernt ist. Doch trotz dieser Sorgen gibt Sabine nicht auf. Sie besucht regelmäßig die Tafel, um sich Lebensmittel zu holen, und sie spart, wo sie kann. Sie träumt davon, eines Tages wieder auf die Beine zu kommen, vielleicht einen festen Job zu finden und sich ein wenig Sicherheit aufzubauen.

Doch im Moment bleibt ihr nichts anderes übrig, als Tag für Tag zu kämpfen. Armut hat viele Gesichter – und Sabine ist eines davon. Doch in ihrem Herzen bleibt die Hoffnung, dass auch für sie bessere Zeiten kommen.


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