Regen

Wieder einmal so Tag, prüfend legte ich den Kopf in den Nacken. Ich stellte fest, dass es wieder mal Regen geben würde. Ich liebe den Regen, den wenn es regnet dann merken die Menschen in meiner Umgebung nicht wie ich Nachdenklich die Welt betrachte. Der Regen ist nicht nur erfrischend im Sommer nein er ist auf seine Art auch beruhigend, die Welt wird dadurch sauberer, die Abgase werden aus der Luft gewaschen, die Gehsteigen werden gereinigt und die Natur kann sich erholen.
Die ersten Wassertropfen lösten sich aus der dichten Wolkendecke, die so schwer aussah, als bräche sie jede Sekunde über den Köpfen aller zusammen. Das Himmelszelt über der Großstadt war dunkelgrau und es regnete Bindfäden, die nicht nur den schmutzigen Asphalt befleckten, sondern auch meine Wangen zärtlich wie weiche Fingerkuppen liebkosten.

Die Menschenmenge um mich herum war zu einem drängelnden Strom eilender Passanten verschwommen, die sich die Milliarden von Tropfen, die wie ein Schwarm ohnmächtiger Schmetterlinge auf die Erde herabsegelten, mit ihren Regenschirmen vom Leib hielten. Ein greller Blitz zuckte über das dunkle, sternenlose Firmament, das sich wie ein samtiger schwarzer Schleier über die Stadt gelegt hatte. Während kurz darauf das dröhnende Geräusch von tiefem, grollendem Donner erklang, ließ ich mich den Gehsteig entlangtreiben.

Die Lichter der Stadt spiegelten sich in den verglasten Fensterfronten der Bürogebäude und brachten sie zum Glitzern und Funkeln. Das Rauschen der passierenden Fahrzeuge auf der stark befahrenen Straße ging im musikalischen Prasseln der schweren Tropfen unter.

Einen Moment verweilte ich, um den atemberaubenden Anblick des belebten Stephansplatzes zu genießen, ich war ja mal wieder im 1 Bezirk unterwegs. Die blinkende Lichterflut zog mich abermals in ihren Bann und ich genoss das Panorama; die Umgebung auf der Wiener Kärntnerstrasse hatte mich schon immer fasziniert und verzaubert. Nur widerwillig riss ich mich von der fabelhaften Kulisse los. Durch den starken regen waren auch diesmal nicht so viele Touristen unterwegs, was einen extra reiz ausmachte.

Inzwischen hatten sich die Tränen, die der Himmel unerbittlich über die Stadt vergoss, unglaublich schnell verdoppelt, wenn nicht verdreifacht, und auch der Wind wurde immer stürmischer und fegender. Bald war durch die dichte Wand aus flüssigem Niederschlag das Ende der Kärntner Straße nicht mehr zu sehen, es sah aus wie durch einen sichttrübenden Vorhang. Wie in Trance betrachtete ich bei einem Blick zurück in Richtung Kirche, begeistert den beleuchteten Steffel, der seinen sanften Glanz fröhlich und unbeschwert auf mich herabwarf und mich in seinem milden Licht baden ließ. Man hatte die Beleuchtung eingeschaltet, weil es so dunkel durch den Starken Regen geworden war.

Der Wind zerrte an meiner Kleidung, peitschte Regentropfen in mein Gesicht und trieb die Kälte wie ein schneidendes Messer voran. In die Hosenbeine meiner Jeans hatte sich erbarmungslos der Regen gefressen und nun klebte das durchnässte Material an mir wie eine zweite Haut. Die Temperatur war rapide gesunken und mittlerweile fror ich erbärmlich.

Genug für heute, ermahnte ich mich. Mit einem Lächeln auf den Lippen beschloss ich, den Weg nach Hause anzutreten, während Wind und Wetter mit unbarmherziger Härte weiterhin durch die nassen Straßen und Gassen von Wien tobte.

Kommentare

  1. Servus Franz! Deine Geschichten sind so lebendig,dass man das Gefühl hat, an Deiner Seite durch die Innere Stadt zu spazieren. Danke für dieses Kopfkino.
    Schlaf gut und träum was schönes. liebe Grüsse Isabella

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