Schwerwiegende Entscheidungen fallen selten in leichten
Zeiten, und tiefgehende Veränderungen entstehen nicht durch oberflächliche
Erfahrungen. Bedeutende Entwicklungen werden kaum durch unbedeutende
Begegnungen angeregt, und persönliche Hilfe erfahren wir so gut wie nie in
unpersönlichen Beziehungen.
Verständnis für die Schwachheit anderer erwächst nicht aus
der eigenen Starke, und wie man andere Menschen tröstet, wissen wir erst, wenn
wir nicht nur getrost, sondern auch selbst getröstet sind. Warum also sehnen
wir uns ausschließlich nach einem leichten und unbeschwerten Leben, wenn das,
was uns so wertvoll macht, in einem verletzlichen und tiefgründigen, in einem
lebendig gelebten Leben liegt?
Was macht Schwierige Entscheidungen so schwer?
Es gibt nämlich Entscheidungen, bei denen keine Alternative
besser ist. Das sind die so genannten harten oder schwierigen Entscheidungen.
Entscheidungen, bei denen für die eine Alternative viel
spricht, aber für die andere Alternative auch. Entscheidungen, bei denen wir
beim besten Willen nicht herausfinden, welche besser ist.
Und das liegt dann nicht an uns. Sondern daran, dass es
einfach keine Entscheidungsoption gibt, die besser als die andere ist.
Schwierige Entscheidungen sind schwierig, weil keine
Alternative besser ist als die andere.
Wäre eine Option besser, wäre es keine schwierige
Entscheidung.
Gute Entscheidung = Gutes Leben
Eine gute Entscheidung ist eine Wahl, die man hinterher
nicht bereuen muss. Mit Herz und Verstand. Systematisch. Alles Wichtige
berücksichtigen. Und am Ende zu dieser Entscheidung stehen.
Es geht bei schwierigen Entscheidungen um eine ganz andere
Frage:
Nicht: Welches ist die bessere Entscheidung?
Sondern entscheidend ist die Frage:
Welcher Mensch will ich sein?
Wieso hilft diese Frage uns bei schwierigen Entscheidungen
weiter?
Die Entscheidung ist schwer, weil es keine bessere
Alternative gibt. Es gibt keine bessere Alternative, weil es für jede
Alternative gute Gründe gibt.
Fragst man sich „Welcher Mensch will ich sein?“, dann findet
man heraus, welche Gründe für einen wichtiger sind. Jeder findet heraus,
welcher Mensch er sein will und welche Entscheidung zu diesem Menschen passt.
Man ist in diesem Moment nicht mehr darauf angewiesen,
welche Alternative besser ist. Sondern man entscheidet, welche Gründe für die
jeweilige Alternative einem wichtig sind. Und zwar nicht rational unter
Abwägung von Pro und Contra bzw. Vor- und Nachteilen. Sondern indem man sich
bewusst entscheidet, wer man lieber sein möchtest.
Denn wenn wir uns eingestehen, dass es keine bessere
Alternative gibt. Wenn wir ehrlich sind und sagen: Nur ich kann sagen, welcher
Mensch ich sein will. Dann übernehmen wir die Verantwortung für unsere
Entscheidungen. Nicht die Gesellschaft, nicht der Partner, Freundinnen,
Kollegen, die Chefin.
Das kann etwas Angst machen. Denn oftmals wünschen wir uns
klare Hinweise: richtig, falsch, gut, schlecht, sinnvoll, Nonsens …
Aber die Verantwortung für diese schweren Entscheidungen zu
übernehmen bedeutet auch frei zu sein. Wirklich frei zu sein, das eigene Leben
zu gestalten.
Denn überlegen wir mal: Wenn es immer eine klar bessere
Alternative gäbe … dann wäre vieles einfacher: Wir müssten einfach nur nach der
besseren Alternative handeln. Klingt erst einmal großartig.
Aber auch etwas geistlos oder leblos. Denn dann wären wir
eher Maschinen als Menschen. Eher Marionetten als freie Frauen und Männer.
Oftmals erleben wir das ja auch. Es gibt Menschen, und wir
sind es selbst vielleicht auch manchmal, die sich nach den
Gut-und-richtig-Wegweisern ausrichten. Den Wegweisern anderer. Des Partners,
der Eltern, der Kinder oder des Umfeldes, in dem sie sich bewegen. Kann man
machen. Muss man aber nicht.
Über den eigenen Schatten springen und manchmal, vielleicht
auch öfter, einfach entscheiden nach Gefühl. Es kann sehr befreiend sein sich
den zwängen und Strukturen zu wiedersetzen. Es einfach einmal tun. Sehr oft
merkt man danach das diese Entscheidung doch die richtige war.
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