Zuweilen dünkt es mich, als trübe
Geheime Sehnsucht deinen Blick –
Ich kenn es wohl, dein Mißgeschick:
Verfehltes Leben, verfehlte Liebe!
Du nickst so traurig! Wiedergeben
Kann ich dir nicht die Jugendzeit –
Unheilbar ist dein Herzeleid:
Verfehlte Liebe, verfehltes Leben!
Heinrich Heine (1797 - 1856)
Nach Liebe dürstet mein Herz,
nach Liebe sehnt sich mein Mut,
nach Liebe seufzet mein Mund:
O Liebe, komm!
Die Sonne freuet mich nicht,
der Mond erquicket mich nicht,
die Sterne locken mich nicht:
Weil Liebe fehlt!
In Trauern lebe ich hin,
in Tränen schmachte ich hin,
in Trübsal sterbe ich hin:
Bis Liebe naht!
Julius Langbehn (1851 - 1907)
Leid der Liebe
Das Leid ist unsrer Liebe Erdenpflicht,
Die Wonne aber ihre Himmelfahrt.
Kennst du dies Golgatha und Ostern nicht?
Hat Gott je deiner Liebe Leid erspart?
Wenn ja – dann sahst du nie ihr Gottgesicht,
Erlebtest nie die tiefe Seligkeit.
Das alte Wort ist wahr: "Durch Nacht zum Licht!"
Die Liebe leidet und liebt selbst ihr Leid.
Paul Ernst Köhler (1880 - 1914)
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