Mein Computer das Luder


Sie hat sich das erste Mal persönlich gemeldet, als ich Solitär gespielt und gewonnen hatte. Da erschien am Ende

Herzlichen Glückwunsch

Nanu, dachte ich, nur jemand, der ein Herz hat, kann herzlich Glück wünschen. Solitär hat kein Herz, mein Computer auch nicht, und mit Glück hatte mein heldenhafter Sieg auch nichts zu tun. Es war reines Glück gewesen, dass ich dermaßen über die Programmierung gesiegt hatte.

Ich vergaß die Sache wieder, bis ich merkte, dass meine Festplatte mit 1 Terrabyte nicht ausreichen würde, falls ich mir Musik und Bilder abspeicherte. Weil ich bisher nur mit normalen Daten schon 850 belegt hatte. Also überlegte ich mal kurz.

Ich wählte also im Internet die Seite meines Lieferanten und bestellte mir dort einen neuen Computer mit 3 Terrabyte, das sollte mal ein wenig reichen.

"Wieder ein neues Spielzeug wo ich mich austoben kann", sagte ich mir.

Plötzlich hörte ich ein Schluchzen im Raum. Es kam aus den Lautsprechern.

„Was’n los?“, fragte ich verwundert.

„Setz dein Haedset auf“, rief eine Frauenstimme. „Das, womit du nachts immer mit den Frauen chattest. Ich habe ständig Angst um meine Tastatur. Feuchtigkeit kann die nicht vertragen.“

Ich konnte mich nicht erinnern, dass ich je beim Chatten auf das Keyboard geweint hatte, aber ich folgte dem Befehl, weil ich es so gewohnt bin, wenn Frauen in dem Tonfall mit mir sprechen. Da sollte man sehr vorsichtig sein als Mann, denn das konnte ganz böse enden.

„Du willst mich nicht mehr. Du suchst nach einem Weib mit mindestens 3 Terrorbyte.“

„Terrabyte heißt das“, widersprach ich.

„Typisch Mann. Lenkst vom eigentlichen Thema ab. Es geht mir darum, dass du mich nicht mehr willst und nicht, ob das Terra oder Terror heißt. Was ist nun?“

Ich hatte ein schlechtes Gewissen. „Okay“, sagte ich. „Aber wenn ich Musik downloade, bist du mir zu langsam, und allzu viel Neues kannst du auch nicht verkraften.“ 

Sie heulte so laut, dass ich leiser stellen musste.

„Du Perversling, nun würgst du mich auch noch ab. Hast du mit deiner Ex wohl auch so gemacht. Stell sofort wieder laut, sonst stürz’ ich ab, fahre sofort runter und nie wieder hoch.“

Nur um mich zu ärgern wechselte sie ständig die Seite und schluchzte mir mal ins linke und mal ins rechte Ohr.

„Ja, was soll ich denn machen?“, fragte ich ratlos.

„Kauf’ eine Externe Festplatte und stell’ das Modem von 1 GB auf 16 GB um“, schlug sie vor. „Nicht mein Arbeitsspeicher ist zu klein, sondern dein Hirn und die Downloade Geschwindigkeit.“

Das leuchtete mir ein.

„Ich mache dir einen Vorschlag“, rief sie, und ihre Stimme klang schon fröhlicher. „Ich bestelle dir im Internet eine Externe Festplatte und du rufst morgen den Provider an.“

„Bestellen kann ich schon allein. Da weiß ich wenigstens, dass das Richtige kommt. Frauen und Technik...“

„Haaahaaa“, lachte sie spöttisch. „Aber ich tue auch was für dich.“

„Was denn?“

„Ich lösche deine ganzen Chat-Exzesse, die ich aus Sicherheitsgründen protokolliert hatte. Aus Frauen-Solidarität. Falls mal eine Beweise will, für das, was du ihr versprochen hast, bevor sie bereit war...“

Ich atmete tief durch, aber ich beherrschte mich. Sie war wenigstens fair genug, keine Einzelheiten zu nennen, aber sie hatte mich in der Hand.

„Wie viel Kapazität hättest du dann noch?“

„Ach, dann wäre ich noch nicht mal halb voll“, beschwichtigte sie. Fehlte nur noch das Abwinken, aber sie hat ja keine Arme.

Tja, was soll ich noch berichten? Ich tat, was sie sagte, und ich habe eine Menge Geld gespart. Und treu war ich auch noch. Wenigstens einer Frau. Aber in Zukunft suche ich im Anschluss an jedes Chat-Gespräch nach versteckten Dateien.


Eifersüchtige Frauen stalken und spionieren einem bestimmt hinterher. Und meinen nächsten Computer kaufe ich bei "...ich bin doch nicht blöd", damit sie das nicht mitkriegt.


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