Loslassen


All die Zeit gab mir das schreckliche Gefühl. Es tat weh, allein daran zu denken lies mein Herz verkrampfen. Meine Gedanken flogen immer wieder hin und her. Aber es änderte nichts am Schmerz, der in mir drinnen war.
Aber ich habe viele Dinge gelernt, die den Schmerz erträglicher machen und es mir ermöglichen, Kontakt zu den Menschen zu haben, den ich liebe.
Es ist normal, Trauer, Wut, Verleugnung und all die anderen Dinge zu empfinden, die ich fühlen kann. Sowohl meine Gefühle für jene Person als auch die Hoffnung die ich hatte. Es waren nur Hoffnungen das wurde mir klar.  Ich glaube vielen ergeht oder erging es genau wie mir.

Es wird in unserer Kultur immer erlaubt sein das wir über den Verlust einer unerwiderten Liebe trauern. Dabei sagen wir uns entweder „Erobere, gib dir mehr Mühe, deine Liebe wird irgendwann gewinnen!“ oder „Hör auf, erbärmlich zu sein und komm darüber hinweg.“
Und keine dieser beiden Arten ist gesund. Sie tun der Seele und dem Herzen weh und bringen uns um den Verstand.

Wenn die Person, die man liebt, kein Interesse mehr zeigt, sind die weiteren Bemühungen sie zu erobern respektlos, auch schädlich für einen selbst, man hindert sich selbst daran wieder zu sich zu finden. Es ist nicht erbärmlich, nein ganz im Gegenteil, tiefe Traurigkeit zu empfinden, wenn die Liebe nicht erwidert wird, ist völlig in Ordnung. Es darf die Traurigkeit nur nicht überhandnehmen.

Wann man mit der Person, in die man verliebt ist, befreundet ist, kann die Tatsache das der anderen einen offensichtlich mag, es noch schwieriger machen, diesen Verlust zu verarbeiten. Egal wie oft man sich gesagt hat, dass man es akzeptieren wird, dass kein tieferes Interesse da ist, kurze Momente der Nähe können dann tiefe Gefühle hervorrufen.

Es ist gut möglich, dass man dann diesen Trauerprozess mehrmals durchmachen wird. Es kann dann sehr frustrierend sein. Es ist schwer, sich nicht dumm zu fühlen, mit der gleichen Wut und Traurigkeit zu kämpfen, von der man dachte, dass man es überwunden hätte. Egal wie viel Zeit vergangen ist.

Das Wichtigste ist, sich zu merken, dass diese Gefühle normal und gesund sind. Sie führen einen zur inneren Ruhe könnte man sagen, auch wenn der Weg unmöglich lang und verworren erscheint.

Irgendwelche Regeln aufstellen wie zum Beispiel „Du musst aufhören, mit der Person, die du liebst, zu schreiben“ oder „Du kannst sie nur zweimal pro Woche anrufen!“ bringt gar nichts, man macht sich damit nur noch verrückt.

Es ist jedes Mal anders, und man kann nicht sagen wie es funktionieren wird. Das ist unmöglich.

Doch was man sich mit auf den Weg nehmen kann ist, dass es meistens hilfreich sein wird, etwas mehr Raum zwischen sich und der Person, die man liebt, zu schaffen, während man für sich selber versucht wieder ruhiger zu werden.

Es mag bedeuten, dass man keine langen Gespräche mit dieser Person führt. Es könnte bedeuten, dass man sich ein paar Wochen oder gar Monate nicht hört oder sieht. Es könnte bedeuten, dass man sich ein wenig mehr an bestimmten Tagen auf andere Freunde fokussiert.

Hier sollte man auswählen, was der eigenen Meinung nach am besten funktionieren könnte, man sollte es aber tun schon allein deswegen, um sich wieder ein wenig mehr Freiraum zu schaffen.

Dies ist besonders wichtig, wenn man sehr viel Energie in diese Liebe gesteckt hat. Es ist dann an der Zeit das eigene Verhalten zu ändern. Es nützt einem nichts sich an einen Strohhalm zu klammern, und dann doch im tiefen Meer der Gefühle zu versinken.

Ja, man bleibt immer noch Freunde, und Freunde helfen sich gegenseitig, aber es ist sehr wichtig, die Freundschaft von der Hoffnung, dass der andere eines Tages die Liebe erwidern könnte, zu trennen. Das kann man nur tun, indem man sehr aufmerksam darauf achtet, wie viel Energie man in die Freundschaft steckt.

Seitdem die Menschheit existiert, wissen wir, dass unerwiderte Liebe einen dazu bringen kann, sich mutlos, panisch und besessen zu fühlen. In den letzten Jahrzehnten hat uns die Neurowissenschaft ein wenig mehr Einblicke gegeben, warum wir uns so fühlen. Jeder Mensch erlebt Liebe und Verlust auf eine andere Art und Weise.

Ich zum Beispiel neige dazu, meine Gefühle direkt zu zeigen. Vielleicht in einem Tempo, das dem anderen vorkommt als würde ein D-Zug vorbei Rassen und überholen. Ich öffne dann mein Herz voll und ganz, versuche es irgendwie auszudrücken was ich empfinde. Aber wenn man sich die das genauer ansieht, ist dies vielleicht der falsche Weg. Aber gibt es überhaupt den richtigen Weg? In der Neurologie wird darüber diskutiert wie sich der Körper verändert, wenn man seine Energie in eine Liebe steckt, die nicht erwidert wird. Was passiert dann im Gehirn, welche Hormone tragen ihren Teil dazu bei, es ist so komplex das es sogar unter den Wissenschaftlern unterschiedliche Meinungen gibt. Wie soll man dann selbst mit alle dem klar kommen.

Wenn wir sagen: „Ich kann nicht aufhören, an die Person, die ich liebe, zu denken, weil mein Dopamin hoch und Serotonin niedrig ist“, ändert das nichts an der Realität dieses Gefühls. Die Gefühle sind genauso stark und real, auch wenn wir die Hormone nennen, die zu ihnen beitragen.

Aber die Kenntnis der biologischen Grundlagen kann einem jedoch Hoffnung geben. Ich weiß nicht, wie es anderen ist, aber wenn ich ein starkes Gefühl habe, neige ich dazu, anzunehmen, dass ich mich für immer so fühlen werde. Ich weiß, dass das nicht so ist, aber es fällt mir schwer, wirklich zu glauben, dass ich jemals etwas anderes erleben werde als den seelischen Schmerz, in dem ich mich gerade befinde.

In diesen Momenten kann es hilfreich sein, daran zu denken, dass Gefühle mit den Schwankungen der Hormone im Gehirn verbunden sind und dass es völlig normal ist, dass diese Hormone unter diesen Umständen auftauchen.

Es negiert die Gefühle nicht und verliert auch nicht ihre Wichtigkeit, sondern gibt ihr nur eine Bedeutung.

Eine weitere hilfreiche Erkenntnis, die uns die Neurobiologie gibt, ist, das romantische und leidenschaftliche Beziehungen dazu neigen, länger zu dauern und stärker zu sein, wenn es gewisse Hindernisse gibt. Im Normalfall, in einer glücklichen und gesunden Beziehung, verblasst die Aufregung wegen der neuen Liebe innerhalb von sechs Monaten bis zwei Jahren.
Wenn unsere Liebe jedoch in Verlegenheit gebracht wird, egal ob durch Probleme oder verschieden Gefühle, kann die Lebensdauer der Verliebtheit um Jahre verlängert werden.

Das zeigt auch, warum es so wichtig ist, den Verlust und die Gefühle nach der herbeigeführten Trennung zu akzeptieren. So erbärmlich sie auch sind, sie führen uns in ein neues Leben.

Eines der Dinge, die es schwer machen, wenn man sich nach einer Romanze sehnt, ist, immer wieder die Fragen von Bekannten und Freunden ob man schon wieder jemanden kennen gelernt hat. Es gehört irgendwie dazu das man nicht allein ist.

Es gibt so viele gute Dinge im Leben, die nichts mit Romantik oder Sex zu tun haben. Es ist schwer, sich das im Kopf zu behalten, wenn man ständig mit Geschichten und Liedern über die Liebe bombardiert wird, als ob das alles ist, worüber man nachdenken und reden sollte.

Wenn ich mit einem romantischen Verlust zu kämpfen habe, sei es durch unerwiderte Liebe oder einen Trennungsschmerz, vermeide ich bewusst romantische Dinge so gut es nur geht. Ich erstelle Playlisten mit Songs, die nichts mit der Liebe zu tun haben. Ich beginne mich ab zu lenken, indem ich spazieren gehe, meinem Hobby nachgehe dem Fotografieren von Orten, Dingen etc.. Das führt manchmal dazu das ich stundenlang durch die Stadt wandere.

Romantische Sachen geben mir in dem Moment das Gefühl, als ob ich nicht viel im Leben erreicht hätte. Glückliche Liebesszenen wecken all die Sehnsüchte in mir, mit denen ich bereits zu kämpfen habe. Sie belasten mich in gewisser Weise. Und führen dazu das ich mich noch mehr in mich selber zurückziehe.

Es gibt wunderschöne Liebeslieder, oder Lieder, die für mich eine tiefere Bedeutung haben, aber dann versuche ich bewusst diese Lieder zu vermeiden und stelle mir die frage ob sie mir tatsächlich helfen oder mich einfach nur runterziehen.

Wenn man mit unerwiderter Liebe zu kämpfen hat, dann gibt es noch etwas das einem Probleme bereitet. Romantische Filme oder Liebesgeschichten, sie zeigen oft eine unrealistische Sicht auf die Liebe. Manchmal zeigen sie wie jemand ständig versucht, die andere Person, die ihm gefällt, zu erobern und in den Filmen und Geschichten gelingt ihm das auch. Nur das Leben ist ein anderes und das sollte man sich klar machen.

Solche Geschichten zeigen nicht die Realität sie verklären sie nur, im echten Leben wird dies nicht so oft vorkommen. Wenn man versucht eine Person ständig zu erobern, wird diese Person, nur vertrieben, sie zieht sich zurück und wird den Kontakt immer geringer halten. Der Schmerz wegen der unerwiderten Liebe lässt in dem Moment nach, wenn man Glück vielleicht woanders findet.

Sich ein wenig zurück zu ziehen und wieder tief durch zu atmen ist in vielen Fällen wohl das Beste. Man wird nichts erzwingen können, schon gar nicht liebe. Dies sollte man sich klar machen. Es ist manchmal besser etwas gehen zu lassen, so kann vielleicht etwas Neues kommen.

Vielleicht wird es eines Tages passieren, dass die Gefühle ganz verschwinden. Vielleicht werden sie sich beruhigen und lernen, Verantwortung für sich selbst zu übernehmen, so dass sie deine Freundschaft nicht stören, sondern nur ein bisschen Aufregung erzeugen. Das wird nur die Zeit zeigen.


Kommentare