Gedankenreise - oder einfach mal Ausbrechen

Es gibt so Tage, ach, was sage ich, Wochen, die so richtig an einem zerren können. Stress, schlechte Emotionen oder der Druck der Verantwortung nagen dann an einem und da gibt es immer mal wieder einen sehr impulsiven Gedanken: ich hau‘ jetzt einfach ab!

Mir geht es manchmal tatsächlich so und dann kommt diese impulsive Lust darauf, alles hinzuschmeißen und einfach mal auszubrechen aus dem Alltag. Nur das Nötigste im Gepäck und ab durch die Mitte. Raus aus der Komfortzone und weg mit all‘ dieser Verantwortung.



Vielleicht hat es mit dem zunehmenden Alter zu tun und einer Art der Midlife-Crisis, die sich anbahnt, aber der Drang nach Abenteuer und anders leben, ist stärker als zuvor. Und dann im nächsten Moment doch wieder nicht. Es ist natürlich auch recht naiv gedacht, dass alles besser/einfacher/schöner ist, wenn man diesen Alltag nicht hat. Auch dann müsste man finanzielle Mittel haben, Krankenversichert sein, Essen zubereiten können und einen Platz zum Schlafen. Aber kennt Ihr diese Filme oder Dokumentationen über Aussteiger? Das kommt einem dann doch vor wie DAS, was man unbedingt auch möchte.

Manchmal frag ich mich, ich die Chance verpasst habe, während mein Sohn herangewachsen ist, als er noch schulpflichtig war, die Welt zu bereisen. Gerade, wenn man Soziale Meiden wie Instagram oder Facebook nutzt, sieht man sie immer wieder, Familien, die gefühlt ein Jahr lang an den schönsten Plätzen dieser Welt sind. Ich wäre ein Lügner, wenn ich sagen würde, da kommt bei mir kein Neid auf. Aber dann kommt die Vernunft durch, der Gedanke wie viel Geld, das kostet – und was passiert, wenn ich auch so Leben könnte? Ist es das Wert, und ein weiterer Gedanke macht sich breit, wäre es den Wert gewesen, und auch möglich?

Mir hat einmal jemand in einem Gespräch gesagt, er bereut nie etwas. Denn das würde Situationen nur sehr schwer ertragbar machen. Dem konnte ich nur Recht geben, aber ich bereue schon, Zeiten nicht anders genutzt zu haben und so manche Möglichkeit nicht besser ausgeschöpft zu haben. Ich habe manchmal aus Verantwortung, oder einfach auch aus Angst Gelegenheit vorüberziehen lassen.

In meinem bisherigen Leben hatte ich die Gelegenheit einige Urlaube zu machen, meist 1-2 Wochen. Es waren oft wunderschöne Tage. An diesen Tagen, an die Erinnerung wie das Meer gerochen hat, den einen oder anderen Sonnenuntergang, daran bleibt die Erinnerung hängen. Die Urlaube der Jugend waren teils wirklich schön. Wenn man jung ist, denkt man: da gibt es noch so viele Optionen, das ist erst der Anfang. Aber irgendwann da lenkt sich das Leben in gewisse, und auch schöne, Bahnen, die einen Rahmen stricken. Ja, und dann, ist man meist ein Stück weit festgefahren. Mit einer Wohnung oder Haus, Kinder und einem Job in einem Anstellungsverhältnis erscheinen einem die Möglichkeiten recht begrenzt. Aber genauso wollte man es doch auch. Eine bewusste Entscheidung für ein Leben als Familie bringt das nun mal mit sich, dieses Korsett aus Verantwortung und einem meist gleichbleibenden Alltag.

Aber jetzt mal so rein als Gedankenspiel: alles auf Minimum reduzieren und woanders leben – ja, und auch ganz anders leben. Denkt Ihr über so etwas auch schon mal nach? Also ich manchmal schon. An Tagen wie schon oben erwähnt.

Nur bei mir steht das aktuelle überhaupt nicht zur Diskussion, alleine aus dem Grund das mich mein Beruf, mein Leben zu sehr in Anspruch nehmen. Es ist nicht so leicht wie viele Denken Selbstständig zu sein. Ständig gibt das eine oder andere zu entscheiden. Millionär kann man heute, wenn man Ehrlich arbeitet auch nicht mehr werden. Man verhungert nicht, ganz klar. Hat auch die eine oder andere Freiheit, und trotzdem, wenn man nicht arbeitet gibt es kein Geld, und ohne dieses geht mal gar nichts. Obwohl mein Sohn Erwachsen geworden ist, selber schon mitten im Lebens steht treibt mich die Verantwortung für ihn da zu sein.

Und planen, das kann man ja mal, oder? Die wichtigsten Möbel und Lieblingsstücke schon mal in Gedanken von den eher unwichtigen Dingen trennen – und ein wenig herum spinnen. Schließlich kann aus so einer Spinnerei ja auch mal etwas Konkretes werden. Ich könnte ja schon mal eine gute Umzugsfirma finden, schon mal anfangen, auszumisten und mal recherchieren, wie man das so macht mit dem Aussteigen. Was meint Ihr?

Sein Glück im Jetzt und im Alltag finden

Unabhängig von einer eventuellen Möglichkeit, eines Tages sein Leben zu verändern oder den Lebensmittelpunkt gegen einen ganz anderen zu tauschen, sollte man sich immer vor Augen halten, was man gerade hat. Denn überall steckt Glück drin! Echt jetzt!

Viel zu oft ertappe ich mich dabei genervt, gestresst und unglücklich zu sein, aber wenn ich dann den Blick heben und mal schaue, was ich für ein gutes Leben habe mit meinem Sohn auf den ich stolz sein kann, mit meiner Arbeit die gut läuft, dann spürt man es doch wieder: das Glück, was man hat. Es lohnt sich, glücklich zu sein. Dieser Zustand bringt so viel mit sich: Zufriedenheit, Selbstbewusstsein und Gesundheit. Denn glücklich sein, das hält gesund!

Ich werde den Traum von einem Leben in einem fremden Land immer mal wieder gedanklich durch spinnen, die Liste der Umzugsfirmen an einem guten Ort aufbewahren und bis dahin einfach glücklich sein.

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