Unversehens ist es Herbst geworden. Die Nächte werden
länger, die Tage werden kühler. Das Leben um uns herum scheint zu sterben.
Tonnenweise Laub segelt friedlich auf den Boden, bedeckt Wege und Straßen,
verwandelt die Welt in einen bunten Schauplatz des Kreislaufs des Lebens. Es
ist eine ruhige Zeit. Eine Zeit, die uns Raum gibt um darüber nachzudenken,
welchen Ballast wir selbst wegwerfen sollten, um zu überleben.
Wir tragen ständig tonnenweise Laub mit uns herum.
Abgestorbene Blätter - vielleicht schön anzusehen - aber doch nur Dinge, die
unser Leben einst schmückten und uns irgendwann zu viel Energie kosteten, um
sie noch weiter mit Kraft zu versorgen. Und obwohl sie längst abgestorben sind,
aus unserem Leben einfach davongesegelt, bringen wir es nicht übers Herz sie
loszulassen. Fast so, als würden wir sie jederzeit wieder aufsammeln und
erwecken können - wohl wissend, dass es unmöglich ist.
Ständig stirbt in uns etwas. Wünsche, Träume, Hoffnung. Freundschaften
sterben. Liebe. Vertrauen. Wir geben dauernd kleine Teile unseres Selbst auf,
um es durch etwas Neues zu ersetzen. Diesen Prozess nennen wir dann
"Veränderung". In Wahrheit verändern wir uns nicht. Wir beseitigen
Altlasten und füllen die Leerstellen mit Neuem. Mit neuen Wünschen, Vorstellungen,
Träumen. Wir finden Hoffnung. Wir treffen auf Menschen, die unsere Freunde
werden. Wir begegnen Personen, die wir aufrichtig lieben können. Unser Leben
kennt keinen Winter und keinen Sommer. In uns ist ein ständiger Wechsel
zwischen Herbst und Frühling. Während wir uns von liebgewonnen Dingen
verabschieden, erblühen irgendwo schon wieder neue Abenteuer, neue
Herausforderungen und Hindernisse, die nur darauf warten gelebt, erlebt und
erklommen zu werden:
Wir befinden uns im ständigen Prozess. Erblühen und Verblühen
gehen Hand in Hand. Alles wird anders. Und ständig wird alles neu. Wir sind es
uns selbst schuldig unnötigen Ballast abzuwerfen. Wegzukehren. Die verwelkten
Blätter aus unerfüllbaren Wünschen, zerstörten Träumen und vergangener Hoffnung
aus dem Leben entfernen. Platz schaffen. Wir werden die zauberhaften Blumen
nicht sehen, die vor unseren Augen erblühen, wenn sie bedeckt sind mit den
abgestorbenen Erinnerungen an den letzten Frühling.
Die Wahrheit über den Herbst ist, dass mehr Leben in ihm
steckt als wir es vermuten. Dass er gütiger ist, als wir glauben. Dass er öfter
stattfindet, als einmal im Jahr. Und dass wir ihn brauchen. Wenn niemals etwas
stirbt, wird niemals Platz für etwas Neues entstehen.
Gefunden im Internet und einfach schön gefunden.
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