Ewigkeit

Interessenlose Beflissenheit, das Kreischen der Stimmen und das himmelhohe Gejauchze der Geister. Das alles macht mich zu dem was ich bin.
Die Wohnung, die ich seit Jahren Bewohne, schluchzt. Sie fühlt sich einsam. Wie ein Mensch der keine Seele besitzt, unerfüllt von Leben sind die Räume. Sie verkleinern sich in meinen Gedanken optisch und nehmen die Eindrücke die ich habe nicht mehr auf. Selbst die Farben der Räume, trotz ihrer Farbenfrohen Gestaltung fühlen sich weiß und kalt an. In regelmäßigen Abständen finden sich Bilder, Bilder die ich aufgehängt habe um die Wände mit Leben zu erfüllen, ihnen eine Bedeutung zu geben.

Soviel ist passiert, ich denke kaum noch an das, was passiert ist. Ich verdränge es. Diese Zeit ist vorbei. Meine Zeit soll ich in Zukunft hier verbringen. Ohne eine andere Person. Allein.

Ich höre Stimmen, aus den Nebeln der Vergangenheit. Stimmen die keine Sprache und keinen Laut haben. Sie reden nicht – sie flüstern, kreischen, warnen mich, Doch wovor? Wovor sollen mich die Stimmen warnen wollen, und wovor sollten sie mich retten können, ohne mich tiefer in den Abgrund zu reißen? Ich hätte keine Angst vor diesem Abgrund, nur vor dem, was da unten auf mich lauert. Sind das die Höllen des Teufels? Oder ist es das Grab der Geister die mich verfolgen, sind es die Diener der Stimmen die ich immer wieder höre?

Manchmal wünsche ich mir, dass irgendjemand kommt und mich aus diesem Loch rausholt. Aus dem Loch, dass in meinem Kopf ist. Erinnerungen und Gefühle fehlen, die Sprache auch.

Wann habe ich das letzte Mal jemanden an meiner Seite wo ich wusste er ist auch morgen noch da? Wann hatte ich das letzte Mal einen Kuss auf den Lippen als ich bei der Türe hereingekommen bin? Lange nicht mehr, ich wollte so gerne fühlen. Ich durfte es länger nicht mehr fühlen. Doch jetzt, wo wieder alles anders ist, und doch genauso wie vorher, wer ist für mich da? Die Götter und Geister, dich ich anbete erhören mich nicht. Dem Teufel, den ich aus lauter Verzweiflung rufe, bin ich zu leise. Feste Gestalten der Natur sind zu oberflächlich. Die eigenen Gedanken können da schnell zum besten und einzigen Freund werden. Was wäre passiert, hätte ich einen anderen Weg gewählt? Ich hätte mich dennoch verlaufen und wäre in den Abgrund gestürzt, in die Arme des Schicksals, das als einziges mir seit Jahren folgt und immer sein Augenmerk auf mich gerichtet hat. Kaum war etwas Schönes, etwas Wunderbares da, zeigte es seine macht und machte mir klar, mir kannst du nicht entkommen.

Plötzlich fallen meine Gedanken. Ich versuche sie aufzuhalten, doch es ist zu spät. Meine Gedanken kreischen, weinen, flehen. Sie fallen und als sie landen, zerspringen sie auf dem Boden der Tatsachen.

Gesucht: Eine Wohnung für die Ewigkeit

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