Ein wenig besser

Die Sonne ist untergegangen – für immer. Jetzt ist es dunkel. Finster. Kalt. Der Mond lässt sich nicht blicken. Wolkenverhangen.
Es ist so kalt. Ich erfriere.
Es helfen keine prasselnden Holzscheite gegen diese Art der Kälte. Es ist die Schlimmste die es gibt.
Es ist die Art der eisigen Starre aus der nur eine Umarmung befreien kann. Ein Lächeln könnte mich retten. Doch es ist untergegangen – mit der Sonne.

Sie versuchen mir zu helfen. Doch ich sitze alleine, einsam, auf der Spitze des Berges. Dem Berg meine Gefühle und der Dinge die ich erlebt habe. Ich höre kaum die Stimmen die mich rufen, die Stimmen der Vergangenheit. Wozu auch?
Ich spüre mein Herz schlagen. Müsste es nicht stillstehen?
Ich fühle meinen pochenden Puls – wieso noch?
Ich sehe meinen Atem – wofür?
Finsterste Nacht hüllt den Berg ein, hüllt mich ein. Bedroht mich. Macht mir Angst.
Hilft schreien?
Ich schreie. Doch alles was mir die Welt zurückgibt ist mein eigenes Echo.
Tränen laufen über meine Wangen. Schwarze Tränen.
Spuren im grauen Schnee. Vermischen sich. Werden zu einer eisigen Masse.

Eine letzte kalte Träne. Sie verwandelt sich. Ein Eiskristall. Beginnt zaghaft zu schimmern. Zu funkeln.
Tränen, nun heiß und brennend, benetzen mein Gesicht – tauen mich auf.
In der Ferne – ein vorsichtiges Aufleuchten – eine neue Sonne. Rotglühend erklimmt sie die Gipfel. Entwickelt Wärme.
Lächelt mich an und legt ihre Strahlen um mich – umarmt mich.

Jeden Tag mache ich mir Gedanken, was ich tun kann, um die Welt ein kleines bisschen besser zu machen.
Ich bin aber weder Politikerin, noch habe ich viel Geld.
Meine Worte hallen also ungehört durch den Raum und die paar Euro, die ich spenden kann, sind nur ein Tropfen auf dem heißen Stein.
Was kann ich also tun?

Ich könnte nach Afrika gehen und meine Arbeitskraft zur Verfügung stellen, aber wäre das den wirklich sinnvoll, diese Frage muss ich mir stellen.

Ich könnte in die Politik einsteigen um meine Ansichten zu vertreten, aber welcher Partei trete ich bei, wo ich doch von keiner überzeugt bin?

Ich könnte mich mit einer Friedensfahne zwischen zwei Kriegsfronten stellen, aber was würde mein Tod schon nützen?

Was kann ich also tun?

Was habe ich bisher getan?

Ich habe noch nie jemandem die helfende Hand entzogen, der sie gebraucht hat.
Ich habe meinen Sohn großgezogen, den ich zu einem guten Menschen erzogen habe.
Ich achte unsere Umwelt und versuche sie weitgehendst zu schonen.
Aber was ist das schon, dass ich meine Mitmenschen achte und ihnen helfe, dass ich mein Kind liebe und hoffe, das er die Welt ein bisschen besser machen wird, dass ich meinen Müll trenne und mit der Energie haushalte – wem nützt denn das?

Was ändert es schon an dem Hunger und Elend der Welt? Es verhindert keine Kriege und beseitigt keine Ungerechtigkeiten zwischen Arm und Reich.

Aber nehmen wir einmal an, JEDER würde seine Mitmenschen achten, seine Kinder zu besseren Menschen erziehen und bedächtig im Umgang mit der Natur sein, wie würde unsere Welt dann aussehen?

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