Zeit für Stille

Ein weiterer Tag streicht dahin, wieder ist er so vergangen wie die Tage zuvor, Aufstehen, Frühstücken, Frisch machen, Anziehen, Termine erledigen, nach Hause kommen, etwas essen und danach ins Bett gehen. Es ist ein Kreislauf der sich Tagtäglich wiederholt. Die Ergüsse des Fernsehens geben derzeit nichts her, meine Filmsammlung enthält auch nichts was mich reizen könnte oder mir Freude bereiten könnte. Oft sehe ich mich in der Küche wiederfindend, laufe unentwegt auf und ab und es fühlt sich an als würde die Decke sich Zentimeter um Zentimeter nach unten schieben, nur um mir Angst einflößen zu wollen. Im Kühlschrank herrscht gähnenden Leere. Aufgrund der guten Auftragslage schaffe ich es kaum noch einkaufen zu gehen, und ehrlich gesagt es ist mir auch nicht mehr wichtig. Warum sollte es auch wichtig sein, es gibt nichts was noch wichtig ist. Nur wenige Dinge stehen für mich im Mittelpunkt, das eine ist mein Sohn der mir absolut wichtig ist, das zweite ist meine Arbeit die mir auch wichtig ist denn dadurch breche ich aus meiner Tagesroutine aus, habe Abwechslung und erlebe jeden Tag etwas das mir zeigt, das ich nicht in einer Virtuellen Realität gelandet bin. Ein leichtes Zucken durchfährt meinen Körper. Er scheint wohl auch schon von meinem Scheintot Wind bekommen zu haben und rüttelt mich wieder wach.

Was ist es nur, dass mich in einen so tiefen Abgrund gezogen hatte? Ich weiß es nicht wirklich und ich weiß auch nicht so recht wie ich da wieder herauskommen sollte. Alleine ist das schwierig und um groß darüber mit anderen Personen zu reden fehlt mir einfach der Mut.

Also lebe ich vor mich hin. Habe seit Tagen nicht mehr TV gesehen, das Radio interessiert mich nicht, ein Buch lesen kann mich nicht begeistern obwohl ich Hunderte Bücher hätte ich die mal lesen könnte. Oft sitze ich im Dunkeln einfach nur da und denke über alles nach. Vielleicht sollte ich einmal überall licht einschalten, habe aber Angst zu viel Licht in mein kümmerliches Leben zu lassen. Also drehe ich weiter meine Runden. Von der Küche ins Wohnzimmer, nur um mich dann plötzlich im Schlafzimmer wiederzufinden. Dann denke ich an Schlafen, wann hatte ich überhaupt den letzten langen guten Schlaf? Das längste was ich im Durchschnitt schlafe sind 6 stunden, meine Rückenschmerzen ignoriere ich und wenn ich mal schlafe dann ist das eher eine Art von einer Seite zur anderen drehen.

Das ist nicht das Leben das ich mir noch vor ein paar Jahren erhofft hatte. Aber was solls, ändern kann das jetzt nur ich selbst. „Ein bisschen Pflege hier, ein wenig Sport da, etwas gesunde Ernährung hinzu und hin und wieder mal ein Plausch mit alten Freunden sollte Wunder wirken.“ Denke ich mir so und schaue auf den Bildschirm meines Fernsehers der fröhlich vor sich hinflackert. Den Ton habe ich ausgestellt, weil er mich den letzten Nerv gekostet hat. Aber zumindest das Auf und Ab der Farben die im Zimmer kreisen hat etwas wohltuend Belebendes. Fast als wäre hier etwas los. In diesen paaren Quadratmetern meiner Wohnung. Ja manchmal lasse ich den Fernseher einfach laufen um das Gefühl zu haben das da jemand ist. Auch wenn ich meistens den Ton abschalte. Wenn ich mal frei nehme dann kann ich nicht lange stillsitzen, ich bin da ein wenig eigen. Dann Fange ich mir arbeiten an die eigentlich keinerlei Priorität haben. Ich räume meine Figurensammlung aus der Vitrine und reinige sie, ich räume in der Küche die Kästchen aus und sortiere alles neu und Putze alles. Ich schnappe mir einen Eimer Farbe und bessere den einen oder anderen Fehler aus. Reine Beschäftigungstherapie nur um nicht darüber nachdenken zu müssen, dass meine Freunde sich schon vor längerem verabschiedet haben, das ich auch nicht wirklich Soziale Kontakte habe. Ja ich habe mich sehr weit zurückgezogen. Auch aus Angst, ja richtig, aus Angst. In meinem Kopf ist immer dieser Gedanke ich könnte keine gute Unterhaltung führen, vielleicht möchte niemand mit mir Kontakt haben. Und ähnliche Gedankengänge. Ich nehme dann Kundentermine an, immer auch mit dem Gedanken es könnte ja sein das doch jemand anruft und fragt ob ich Zeit habe, dann kann ich sagen „Tut mir Leid aber ich muss arbeiten, ich melde mich wenn ich weniger zu tun habe“. Eigentlich ist das völlig verrückt, einerseits wünschte ich mir das jemand Zeit hat und sich mit mir treffen mag, andererseits ist diese Angst verletzt zu werden oder etwas falsch zu machen so tief in meine Seele eingesickert das ich mich nicht einmal mehr traue überhaupt jemanden anzusprechen.

Dunkelheit, innere Dunkelheit.

Da sitze ich nun, auf meinem Sofa, schaue einfach vor mich hin und denke darüber nach was passiert ist, warum ich so geworden bin, so zurückgezogen, in mich gekehrt. Ja vielleicht war es das eine oder andere Mal wo ich zu sehr mein Herz gegeben habe und dann wieder verletzt worden bin. Früher war ich gerne unter anderen Leuten, konnte mich gut unterhalten.

In diesen Momenten nehme ich mir das Handy oder setzte mich an den Laptop und begebe mich ins Internet, durchstreife die Sozialen Medien, hier verberge ich mich teils hinter einer Art Maske. Ich trage meine Gedanken kaum hinaus. Auf den diversen Plattformen habe ich die Möglichkeit ein wenig aus mir heraus zu gehen, den wirklich Menschen der ich mal war hervor zu holen. Und wenn mich jemand verletzt dann kann ich im Gegensatz zum normalen Leben diese Person einfach ausblenden oder blockieren, und schon ist es gut. Vor vielen Jahren war das Internet für mich auch eine Art Plattform um meine Sozialen und Politischen Ansichten zu teilen, das habe ich aufgehört, nur in ganz kleinem Rahmen mache ich dies noch, vielmehr führe ich seichte Unterhaltungen. Auch hier ist wieder diese Angst, wenn ich zu viel schreibe dann kann es passieren das mich die Leute nicht mögen, wenn ich zu sehr meine Meinung oder Ansicht vertrete kann es sein das ich beschimpft oder ähnliches werde, vielleicht mache ich mich ja auch lächerlich damit. Wie ich schon sagte es ist irgendwo verrückt wie ich denke.

Aber langsam habe ich für mich eingesehen das dort draußen niemand ist der sich für mich interessiert, ja und wenn dann höchstens wegen der einen oder anderen Frage. Irgendwo vermisse ich es einfach zu plaudern und aus mir heraus zu gehen, zu lachen und Spaß zu haben, aber es soll nicht so sein, vielleicht ist jetzt die Zeit gekommen ruhiger zu werden und sich zurück zu ziehen.

Auch mein Therapeut meinte, ich solle endlich in mir die Ruhe finden, mir Zeit nehmen um endlich alles zu vergessen und hinter mir zu lassen. Er sagte ich habe genug erlebt, ich solle ich nicht mehr über alles Nachdenken, es ist passiert und es lässt sich nicht mehr ändern.

Es ist wohl an der Zeit die Stille zu suchen.

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