Staubige Stofftiere. Vergilbtes Papier aus alten Büchern,
die beim Lesen schon fast auseinanderfallen. Wir kennen das doch alle, es erinnert
uns irgendwie an unsere Großeltern. Man atmet dann tief ein, saugt diesen
seltsam-angenehmen Geruch in sich hinein. Ein wenig liegt vielleicht ein süßlich
riechendes Aftershave in der Luft wie es der Opa gerne getragen hat. Der Duft
der frischen Frühlingsluft so war es zumindest für mich, heute würde ich es
nicht so einordnen, aber Kinder sehen die Welt ein wenig anders.
Ausatmen.
Einatmen.
Das sind die Momente wo man den Atem einen Moment länger in
sich behält, man wünscht sich dabei still, man könnte diesen Geruch in Flaschen
abfüllen. Nur um ihn niemals zu vergessen und immer bei der Hand zu haben um
wieder Kind zu sein.
Letzen Sonntag war ich Spazieren, Donaukanal von
Heiligenstadt bis zum Praterstern. Ich bin in der Brigittenau aufgewachsen, und
mit meinem Opa immer als Kind am Donaukanal auf Abenteuerreise gegangen. Es war
eine schöne Zeit. Bei diesem Spaziergang auf der Höhe der Spittelau blieb ich
stehen bei einer alten Holzbank, es kam die Erinnerung wieder. Er saß dort
während ich die Möwen fütterte. Ich der kleine Junge und um mich herum die Möwen
die sich im Flug das Brot holten. Ich setzte mich auf die Holzbank, sie war
schon ausgeblichen, mancher hatte sich darin verewigt mit Stiften oder einfach
eingeritzt. Ich schloss die Augen und dachte an die schöne Zeit von damals.
Dabei blendete ich die Menschen aus, die vorbei gingen oder
liefen. Ich ließ meine Gedanken zurückwandern in die 1970 Jahre. Es hatte
damals noch alles rund herum anders ausgesehen. Die Spittelau war noch nicht so
bunt wie heute. Auf der anderen Seite, dem 9 Bezirk waren noch die alten
Stadtbahnbögen wo der eine oder andere seine Firma hatte. Die alte Stadtbahn fuhr
da noch in Richtung Friedensbrücke. Mein Opa saß dann immer mit mir auf dieser
alten Bank und wann immer es möglich war nahmen wir altes Brot mit und ich
durfte die Möwen füttern.
Heute sieht vieles ganz anders aus, Die Müllverbrennung ist
viel Bunter mit den ganzen Farben und Verzierungen die durch den Künstler
Hundertwasser entworfen worden waren. Die Stadtbahnbögen sind zum Teil
verschwunden oder so verbaut das man sie nicht mehr sehen kann. Es stehen viele
neue Gebäude am Donaukanal entlang. Heute fährt die U4 die Strecke der alten
Stadtbahn und ein anderer Teil der Strecke fährt die U6. Aber einiges hat sich
nicht verändert die schönen alten Bäume am Kanal entlang, die Sträucher die
immer noch da sind. So manche alte Parkbank die auch heute noch steht. Das ist
etwas das auch ein wenig beruhigt diese Kontinuität in der heutigen Zeit, das
wissen das nicht alles rasend schnell verändert wird.
Da gibt es diese Erinnerungen diese fliegen nicht einfach
von hier nach da. Nein, sie haften an den Dingen, die uns zurück versetzen in
eine Zeit der Kindheit. Es ist nicht wie auf einem Flohmarkt wo die
Erinnerungen verkauft werden um Erinnerungen weiter zu geben.
Mein Blick wanderte ein wenig den Donaukanal entlang, dabei
fiel mein Blick auf einen älteren Mann mit weißen Haaren, der unten auf einem
Stein saß und seine Angelsachen neben sich liegen hatte. Ja auch sowas gibt es
noch. Von meiner Bank aus konnte ich die Falten um seine Augen erkennen und wie
er auf seine Angel schaute um darauf zu warten ob ein Fisch anbeißen würde. Er
bewegte sich kaum, ich beobachtete ihn einige Zeit. Früher waren am Donaukanal
sehr viele Angler, heute kaum mehr.
Es sind Erinnerungen an damals die immer wieder da sind.
Mein Blick wandert weiter über den Donaukanal an fast jeder
freien Stelle kann man ein Graffiti entdecken, manches schön und mit viel Detailtreue
gemacht, manches einfach sinnlose Schmiererei.
Warum? Diese Frage stelle ich mir.
Ich wende mich ab, schließe wieder für einen Moment meinen
Augen und lehne mich zurück. Wandere nochmals in meine Kindheit zurück zu
meinem Opa, wie er da sitzt mit seinen kurzen Haaren, dem dicken Bauch und dem
Blick eines Mannes der soviel gesehen hat. Ich Atme tief durch und kann sie
Spüren die Zeit, die Gerüche von damals wie sie da sind, die ganzen
Erinnerungen. Sie haben ihren eigenartigen eigenen Geruch.
Ich öffne meine Augen. Es ist Zeit wieder zurück zu kommen
in das hier und jetzt. Zurück in eine Zeit voller Veränderungen, voller Wandel.
GENUG,
Ich stand auf, warf nochmals einen Blick auf die alte Bank
mit den eingeschnitzten Worten und Namen, mit den Herzen und Liebeserklärungen.
Ja die Leute glauben, sie hätten genug von ihren
Erinnerungen. Aber ich denke sie reden es sich nur ein. Sie denken, da wären
noch genügend andere Erinnerungen. Aber hat man wirklich genug Erinnerungen? Ich
glaube nicht jeder Augenblick im Leben ist etwas besonderes und gerade in
Zeiten wo es einem vielleicht nicht so gut geht ist es etwas Wunderbares sich
in eine Zeit zurück zu versetzen wo man Glücklich war, wo man vielleicht noch
keine Sorgen, Nöte oder anderes hatte. Wenn man es kann soll man diese zeit
festhalten für Tage wo man sie gerne wieder hervorholen kann. So wie ich mit
meinem Spaziergang in die Kindheit.
Bevor ich weiterging, glitt mein Blick nochmals zu dem alten
Mann zurück der dort unten saß und Angelte, was er wohl gerade dachte, woran er
sich erinnerte.
Ich machte mich langsam auf den Weg und lies meine Kindheit hinter
mir doch die Erinnerung bleibt.
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