Stille finden

Die Stille ist ein Luxusgut geworden. Aber wir brauchen sie, um ganz bei uns zu sein. Ein Plädoyer, sich stille Momente zurückzuerobern.

„Wenn es ganz ruhig ist, dann höre ich Musik in meinem Kopf“, so geht es mir manchmal, dann hole ich aus meinen Gedanken ein Lied hervor und singe es innerlich in Gedanken vor mich hin.  Stille scheint es kaum noch zu geben in einer Welt, die ständig neue Reize liefert und von Fernsehern, Radios, Computern und Smartphones bevölkert ist. In den Städten kommt noch Verkehrslärm und Freizeitstress dazu. Aber immer mehr Menschen sehnen sich nach stillen Momenten, die ganz ihnen gehören.

Ein Blatt raschelt mit 10 Dezibel, ein normales Gespräch erreicht 55 und Verkehrslärm 75 Dezibel. Unsere Vorfahren, die nur von Natur umgehen waren, lebten also in einer Welt, die um ein Vielfaches leiser war.

Umgeben von Stille ist es leichter, aufmerksam zu sein, und jedes Knacken, jeden Vogelruf wahrzunehmen. Diese Achtsamkeit war früher lebensnotwendig. Heute ist sie mehr Kür als Pflicht. Aber wer achtsam ist, wer still sein kann, hat mehr vom Leben.

Momentan haben wir ja die Situation das wir zu Hause bleiben müssen. Was sehr schwer ist, da wir es gewohnt sind uns zu bewegen, uns vom Lärm des Alltages treiben zu lassen. Wenn es Abends stiller wird draußen dann öffnen wir das Fenster und schauen manchmal was los ist, bis uns bewusst wird, ach ja es sind alle zu Hause es sind nur sehr wenige Menschen draußen unterwegs.

Einer Studie zufolge verringert Lärmbelästigung die Lebensqualität. Tatsächlich führt Verkehrslärm dazu, dass der Körper Stresshormone ausschüttet. Die Folge: Der Blutdruck steigt, die Herzfrequenz erhöht sich. Übrigens auch dann, wenn der Lärm gar nicht als störend empfunden wird.

„Ruhe ist die beste Medizin“, weiß dagegen der Volksmund. Wer ab und zu Stress hat, kann bestätigen, dass Stille wichtig für die Regeneration ist. Wissenschaftler fanden heraus, dass zwei Minuten Stille entspannender sind als ruhige Musik. Zwei Stunden Stille pro Tag wiederum regen das Zellwachstum im Gehirn an. Aber das wichtigste dabei ist nicht was die Wissenschaft sagt, sondern was unser Körper und unsere Seele sagt. Ein wenig ruhe hin und wieder tut einfach gut.

Stille ist aber nicht nur für die Gesundheit wichtig. Seit Menschengedenken zogen sich diejenigen in die Stille zurück, die auf der Suche waren, die den Geheimnissen des Lebens auf den Grund gehen wollten. „Seid stille und erkennet, dass ich Gott bin!“, heißt es schon in der Bibel  (Psalm 46,11). Auch Buddhisten schätzen die Stille: „Nicht außerhalb, nur in sich selbst soll man den Frieden suchen. Wer die innere Stille gefunden hat, der greift nach nichts, und er verwirft auch nichts“, so Buddha.

Wenn keine äußeren Reize mehr da sind, verebben langsam die Gedanken. Emotionen kommen und gehen, bis sich die Stille auch im Herzen ausbreitet. Denn das Geheimnis der Stille ist, dass sie zwar durch eine ruhige Umgebung genährt wird, aber eigentlich im Inneren entsteht. Wer innerlich still ist, ist auch dann noch im Kontakt mit dieser Stille, wenn sich die Welt in Hektik und Lärm verliert. Wahre Stille kann nicht gebrochen werden.

Wenn die Stille ihren Höhepunkt erreicht, verrät sie noch viel mehr Geheimnisse: „Dein innerstes Verständnis von Dir selbst, was Du bist, ist untrennbar von Stille. Dies ist das „Ich bin“, das tiefer ist als Name und Form“, so drückt Eckhart Tolle in moderner Sprache aus. Viele großen Gelehrte hatten ihre Stillen Momente und genau in diesen hatten sie ihre größten Erkenntnisse.

Die Stille ist der Raum zwischen den Gedanken, ist die Tiefe hinter dem Sichtbaren. Dort sind unerschöpfliche Kraftquellen zu finden, die die Welt in Gang halten, aber normalerweise verborgen bleiben. Stille kann einen wenn man den ganzen Tag stress hatte, oder sorgen einen plagen ein wenig ruhe bringen, und in dieser Ruhe haben wir die Chance wieder frische Kraft zu sammeln. Wir können dann auch in aller ruhe darüber nachdenken wie man das eine oder andere Problem löst.

Manchmal kann die Stille aber auch sehr belastend sein, gerade weil wir es gewohnt sind das um uns herum lärm normal ist. Wir müssen es langsam erlernen wieder Stille zuzulassen. Für mich ist gerade in diesen Tagen die Stille sehr belastend, warum? Ich bin es gewohnt den ganzen Tag zu arbeiten, bin es gewohnt immer Menschen um mich zu haben, ob es nun Kunden sind oder die Menschen in den Öffentlichen Verkehrsmitteln. Erst am Abend wenn ich nach Hause komme habe ich ein wenig ruhe, diese ruhe ist dann gewollt und für einige Minuten freue ich mich darauf, doch nach einiger Zeit drehe ich den Radio oder den TV auf um Geräusche zu haben. Das liegt daran das ich alleine lebe und einsam bin. Ich war und bin immer ein Kommunikativer Mensch gewesen und lange Stille und das Alleinsein ist einfach nicht das was ich als erstrebenswert erachte. Mit jemanden reden, lachen, weinen einfach Freude haben das ist das was meinem Leben einen Sinn gibt. Derzeit müssen wir zu Hause bleiben und sollten nur in den dringendsten Fällen hinaus gehen um die Gefahr der Ansteckung mit dem Corona Virus so gering wie möglich zu halten. Also bin ich sehr viel zu Hause, keine Arbeit, nicht wirklich viel zu tun und kaum Verkehrslärm von außen. Natürlich höre ich Radio oder spiele Musik und trotzdem ist es nur eine Ablenkung den kaum schalte ich ab wird es still eine stille die mit der Zeit ins Herz sickert und dort eine Furcht auslöst, eine Furcht vor der Einsamkeit.

Ich bin mir fast sicher, dass ich nicht der einzige bin der diese Angst hat, der mit dieser wirklichen Stille nicht zurechtkommt. Weil wir einfach es verlernt haben. Und wenn der Lärm plötzlich nicht mehr da ist merken wir wie alleine wir sein können.

Trotzdem bitte bleibt zu Hause, auch wenn es vielleicht schwer fällt, aber es ist zu eurem und zum wohle vieler anderer. Es geht um das Leben und das Leben sollte für uns ganz oben stehen. Nichts anderes. Die Stille wird vorbei gehen es wird wieder lauter werden dann wird die Zeit kommen wo wir gezielt wieder nach ein wenig ruhe suchen. Wichtig ist jetzt das ihr alle gesund bleibt. Alles andere ist Nebensache bis zu einem gewissen grad.

Wenn ihr reden wollt oder einfach jemanden sucht der euch zuhört dann meldet euch.

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