Es muss nicht sein

Da sitze ich und denke nach. Ja schon wieder mal. Es ist Frühling. Und trotzdem kommt keine Freude auf. Die ganze Welt steht still, hält den Atem an. Alles ist in Veränderung, und warum? Der Corona Virus zeigt uns wie machtlos wir gegen die Natur sind. Er zwingt uns dazu uns in eine Art Isolation zu begeben. Ich bin es ja in gewisser Weise gewohnt, denn eigentlich besteht mein Leben ja nur aus, unter Tags Arbeiten und am Abend wenn ich heimkomme alleine zu sein. Und trotzdem ist es anders. Der Blick auf die Welt ist ein anderer geworden. Jetzt wo ich zu Hause bin, da ich keine Arbeit habe wird mir erst bewusst wie es ist völlig alleine zu sein, keine Arbeit zu haben. Und nicht nur das es schleichen sich Ängste mit ein, wie wird es weiter gehen, wie lange wird das alles dauern, was kommt noch auf uns zu. Wie komme ich Finanziell über die Runden? Das sind alles fragen die mich bewegen. Täglich gibt es neue Informationen, teils Hiobsbotschaften aus der ganzen Welt. Ich habe damit begonnen das ganze ein wenig beiseite zu schieben und versuche mich auf die eine oder andere Art ab zu lenken. Ich bin mir auch ganz sicher das ich nicht alleine bin mit diesen Gedanken, es trifft uns alle und ein jeder einzelne hat vermutlich dieselben Fragen, Ängste und Sorgen. Es gibt auch viele die wie ich alleine sind, wo niemand da ist an den man sich anlehnen kann, mit dem man vielleicht ein wenig reden kann. Es kommen dann die Augenblicke wo man zurückblickt und sich wünscht es wäre jemand da.

Genau das ist es was einem nun bewusst wird. Selbstverständlich wird es Menschen geben die sagen, ach was ich bin froh, wenn ich meine Ruhe habe, ich brauche niemanden. Aber ich glaube selbst diese Menschen werden nach einiger Zeit anfangen den Sozialen Kontakt zu vermissen. Wir sind von Natur aus nicht für das alleine sein geschaffen wir sind Soziale Wesen. Wir teilen uns gerne mit, wir möchten zuhören und andere sollen uns zuhören.

Gerade heute ist es mir durch den Kopf gegangen das ich irgendwie versuche jemanden kennen zu lernen und es einfach irgendwie nicht klappt.

Es gibt so Sätze, die wirken wie Hühnersuppe. Weil sie eigentlich ganz simpel sind und uns gleichzeitig versprechen: Alles wird gut. Dann ist es auch egal, ob sie wirklich wirken. Sie werden gebraucht, tun gut und geben einem genau die Dosis Hoffnung, nach der man sich sehnt.

„Wenn du aufhörst zu suchen, wirst du schon jemanden finden”, ist genauso ein Satz. Oder auch der Satz „Alles wird gut, denn die Zeit schreitet voran“.

Man stelle sich vor, eh klar der Klassiker:  Man ist Single. Freiwillig, unfreiwillig, ganz egal. Man ist auf jeden Fall so weit, sich wieder eine*n Partner*in zu wünschen. Nur leider ist das mit dem Wünschen so eine Sache. Man wünscht ins Leere. Alle potenziellen Partner*innen stellen sich als beziehungsrenitent oder doch-nicht-passend heraus. Man selbst hat den Eindruck, schon alle Möglichkeiten des Datings und Kennenlernens durchgespielt zu haben. Aber es bleibt dabei: Niemand ist in Sicht.

Und dann eben dieser Satz. Höchstwahrscheinlich beschworen von jemanden aus dem Bekanntenkreis, klingt dieser Satz zuerst wie eine Offenbarung, wie die ultimative Lösung. Doch bei genauerem Betrachten stellt man leider fest, dass er eigentlich keine Strategie enthält, sondern zunächst eine Herausforderung darstellt: Wie sucht man nicht, wenn man doch eigentlich auf der Suche ist? Man steht da hat diesen Satz im Kopf und denkt sich „Was für ein Scheiß, ich wollte ja wem kennenlernen und will nicht mehr allein sein, und jetzt soll ich nicht mehr suchen?“

Vielleicht sollten wir erst mal überlegen, ob überhaupt etwas an diesem Rat dran ist und ob er überhaupt umsetzbar ist. Er könnte auch einfach als geschicktes Totschlagargument gegen das ganze Single gejammere funktionieren. So nach dem Motto „Halt die Schnauze und gib endlich Ruhe mit dem jammern“. Auf der anderen Seite. Jeder von uns hat vermutlich einen Grund, den Rat ernst zu nehmen, wenn er sich so oft bewahrheitet hat.

Aber vielleicht liegt genau darin der Knackpunkt. Man sucht und beginnt die wesentlichen Dinge nicht mehr zu sehen. Man läuft nur noch wie mit Scheuklappen herum. Wenn man einmal genau darüber nachdenkt, über diesen Satz, wird man feststellen das oft die Begegnungen stattfinden mit denen man niemals gerechnet hat. Man hatte überhaupt nicht damit gerechnet, jemanden Kennenlernen, hatte sich entsprechend (nicht) zurechtgemacht und dann ist es passiert. Ist also etwas dran, an der Nicht-auf-der-Suche-Haltung? Oder, noch mal anders gefragt: Was ist so schlimm am Suchen? Kann es sein das es vielleicht besser ist einfach zu schauen was die Zukunft bringt.

Bei dem Rat geht es natürlich nicht darum, das Suchen selbst einzustellen. Die Aufforderung hat vielmehr etwas mit der Art und Weise des Suchens zu tun: unserem Suchmodus und wie wir dabei auf andere wirken. Es ist gut möglich das man nach außen hin den Eindruck erweckt verzweifelt zu sein und das ruft Ablehnung hervor.

Aber diesen verzweifelten Suchmodus gibt es auch in der harmloseren, alltäglicheren Variante. Und auch das hat vermutlich jeder schon mal erlebt. Man geht aus, möchte jemanden kennen lernen. Lieblings-Outfit, Charmebolzenpegel am Anschlag. Wir sind bereit. Aber dann, nichts. Gar nichts. Dabei fühlten wir uns so toll, so hübsch, so sexy, so authentisch. Große Verzweiflung macht sich in uns breit. Warum will mich denn keiner?

in solchen Momenten ist die Diagnose recht eindeutig: Wir performen an uns selbst vorbei. Beim Versuch, alles richtig zu machen, schießen wir über das Ziel hinaus. Wir sind zu sehr das, was wir ausstrahlen wollen, anstatt authentisch zu bleiben. Oftmals kommen wir dabei wie eine Karikatur unserer selbst rüber, obwohl wir das nicht wollen.

Wir sollten also besser die Finger davonlassen. Denn die meisten Menschen sind nicht nur überraschend gut darin zu erschnüffeln, wie authentisch unsere Performance ist. Sie erkennen auch oft, was dahintersteckt. Je näher wir daher an uns selbst bleiben, desto überzeugender wirken wir auf andere. Und das macht attraktiv. Ob wir dabei wirklich jemanden finden, steht leider auf einem anderen Blatt. Aber diese Einstellung entspannt ungemein. Denn sie zeigt uns, welche Beziehung sowieso am wichtigsten ist, die zu uns selbst. Und genau das habe ich immer schon bei mir selber so gehalten, ich mochte mich nie verstellen oder mich besser machen als ich bin. Nein das wirkliche suchen habe ich beiseitegeschoben, im Gegenteil, ich kann es ja so oder so nicht ändern. Und gerade jetzt in diesen Tagen wo man sich zurückziehen soll wird mir das klar. Ja natürlich wäre es schon, wie schon zuvor geschrieben, wenn jemand da wäre. Jedoch wenn niemand da ist dann ist das auch gut, der Blick auf einen selber wird klarer, man wird vielleicht beginnen alles ein aus einem anderen Blickwinkel zu sehen. Ich für meinen Teil habe etwas anderes gefunden, Menschen die ich zwar noch nicht persönlich kennen gelernt habe die aber einfach da sind, mit denen man sich ein wenig austauscht, mit denen ich hin und herschreibe. Sie hören mir zu ich höre ihnen zu. Es tritt das Miteinander wieder in de Vordergrund, und manchmal schafft man es dem einen oder anderen ein lächeln ins Gesicht zu zaubern einfach, weil man ein wenig Unfug geschrieben hat nur um vom Alltag abzulenken. Das ist so viel wert und drängt das alleine sein in den Hintergrund, das suchen nach einem Partner wird plötzlich gar nicht mehr so wichtig.

Und vielleicht passiert es dann einmal doch das da plötzlich jemand ist der einem die Schmetterlinge in den Bauch einpflanzt.

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