Als ich heimgekommen war, war draußen dieses seltsame graue Licht gewesen, das die satte Orangerote Färbung des Sonnenuntergangs des Sommerabends ersetzte. Das graue Licht, das alles diffus erscheinen lässt, als wäre man gerade aus einer Narkose erwacht und müsste sich erst wieder erinnern und orientieren, wo man war und was geschehen war. Wenn ich aus dem Fenster blicke, konnte ich nicht einmal mehr die Sterne sehen die hinter einer grauen wand aus Wolken verborgen lagen.
Warum auch immer selbst dafür suchte ich die Schuld bei mir, vielleicht waren es meine trüben Gedanken die ich in mir herumtrage. Ich konnte es nicht sagen. Doch der Himmel war grau überzogen, er hatte sich nahtlos vom grauen Licht einhüllen lassen, das grau verschluckte alles, als wäre das Licht aus Öl, das sich in eine Wasserlacke ergießt – am Ende sieht man nur noch das zähe Schwarzglitzern. Die Dunkelheit jenseits der Glasscheibe ist dicht und auch hier, in mir drinnen, auf der anderen Seite des Fensters, gewinnt sie an Masse, als ich das künstliche Licht der Lampe anknipste. Eine Art flackern erfühlte den Raum, das Licht dringt nicht ganz durch zu mir, erreichte mich nicht. Das Muster der Schatten im Raum begann zu wandern und wurden Lebendig so als wollten sie mit mir sprechen, mich einfangen und in das dunkel ziehen. Instinktiv weiche ich ein paar Schritte zurück um nicht in den Fängen der Dunkelheit vollends zu gelangen. Doch das Licht erreicht nicht ganz meine Seele, warum den nicht, frage ich mich. Vermutlich weil meine Gedanken immer schwer und von Traurigkeit und Düsternis getragen sind. Ich ziehe mich auf das Sofa zurück dort unter die Lampe damit ich im Licht bleiben kann.
Ich beobachte diesen Reigen aus der sicheren Position des Sofas aus. Die Bank mit der mir gegenüberliegende Wand war grau wie der Himmel zuvor, und eigentlich ist sie doch nur Weiß, nun sitze ich da, und mein Blick wandert umher. Mit der Dunkelheit hat sich auch die Stille herabgesenkt. Vorhin, im Licht da war auch Platz für Lärm gewesen. Nun wirkt jedes Geräusch so fern, gar entrückt. Das, was zuvor zwischen Tageslicht und Sonnenuntergang noch gewesen war, diese fühle an Geräuschen wirken nun so fern, wie aus einem anderen Leben. Ja die Worte die ich oft zu mir selber sage nur um der Stillen in meiner Wohnung eine wenig Leben einzuhauchen, schweben nun noch im Raum aber sie haben keine Wirkung mehr. In der Dunkelheit, in der Stille, da gedieh es, durchlebte die Metamorphose von einem undefinierten Irgendetwas in ein fassbares Etwas.
Ich sprach nicht mehr, wollte es in seinem Werdegang nicht stören. Ich spürte lieber in die Dunkelheit hinein, spürte dem Etwas nach, wie es aus dem Schatten schöpfte und mit der Lautlosigkeit der Stille mir das schweigen aufzwang. Auch morgen, wenn es wieder hell ist, werde ich schweigen. Ich werde nicht versuchen, das Etwas mit Worten zu binden, wo es sich doch mit dem erstarkten Tageslicht verkrochen hat, hinter das Sofa, und hinter die Schatten des Regals und der Pflanzen, wo es wartet und lauert, wo es hungrig ist wider zu wachsen, am Abend wenn ich von der Arbeit nach Hause komme, sobald Schatten erneut zu tanzen beginnen. Ich werde einstweilen so tun, als hätte ich die Transformation des Ungesagten nie gespürt, als hätte sie es nie gegeben. Und so werde ich auch weiter Tag für Tag alleine auf die Dunkelheit warten.
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