Ich fühlte mich grauenhaft.
Wie ein Boxer nach einem langen schweren Kampf.
Es hatte keinen Sinn mehr gemacht. Irgendwie alles nicht
mehr so wie es einmal war.
Alles hatte sich verändert, von einem Tag auf den anderen.
Da steht man plötzlich vor dem nichts, einer Schlucht. Einer Schlucht die das
leben plötzlich geschaffen hatte. Alle Pläne und Ziele verraucht.
Wie sollte es bloß weitergehen?
Wie froh wäre ich gewesen jemand zu haben, mit dem ich
darüber reden hätte können, alles erzählen. Auch mal die Frage zu stellen „Was
soll ich jetzt machen, wie wird es weiter gehen?“
Vielleicht hätte ich eine Antwort bekommen. Ich stellte mir
dann vor wie ich lange angesehen worden wäre und mir zugehört wäre. Wie die
Antwort gekommen wäre. „Was möchtest Du denn machen? Was ist dir den jetzt
wichtig?“ Ich hätte dann etwas zum Nachdenken gehabt. Aber das ist nie
passiert. Ich musste mich alleine durchschlagen, die Veränderungen alleine
bewältigen. Es war ja niemand da.
Gerne hätte ich jemanden umarmt. Doch was habe ich gemacht
ich habe mir eine Frage selber gestellt. Immer und immer wieder.
„Was will ICH eigentlich?“
Die Frage blieb da, bis heute. Denn wirklich eine Antwort
habe ich nicht gefunden. Eine gute Frage, bis zu diesem Moment, wo ich hier
sitze und schreibe, es gibt aber
vielleicht eine Antwort.
„Ich weiß nicht, was ich will … – Und im Moment will ich
eigentlich überhaupt gar nichts mehr.“
Vielleicht hätte ich einen Brief an mich selber schreiben
sollen. Ihn Abschicken und nach einigen Tagen wieder bekommen. Was hätte ich hineingeschrieben?
Bis heute kann ich selbst diese Frage nicht beantworten. Und ich möchte es auch
nicht.
Heute bin ich soweit das ich mir einen Zettel nehme und
einfach Anfange zu schreiben.
„Was will ich eigentlich?“, würde ich ganz oben
hinschreiben.
Genau bei diesem Titel würde ich vor mich hinlächeln. Denn
es drückt alles aus.
Genau die Frage, die in meinen Kopf herumwandert seit
Monaten.
Was will ich eigentlich?
Ich will leben, auch wenn’s mal weh tut.
Ich will alles, was ich erlebe, auskosten.
Die Freude und das Glück.
Und den Schmerz und die Traurigkeit.
Und ich will fühlen und spüren.
Und wieder ruhig werden, wenn alles im Chaos versinkt.
Ich will immer wieder den Mut haben, neu anzufangen.
Ich will nach dem Leben suchen.
Auch, wenn ich das Gefühl habe, es ist irre weit entfernt.
Ich will leben, auch wenn es weh tut.
Diese Worte würde ich auf den Zettel schreiben. Genau unter
dem Titel. Ja das möchte ich. Es muss doch möglich sein wieder ein Leben zu
haben wie es einmal war oder vielleicht bewusster und befreiter von allen
anderen Dingen um einen herum.
Ein kurzer Brief an mich selbst. Ein Brief, ein Zettel aus
der Zeit von Corona wo alles anders wurde. Wo alles bewusster und intensiver
wurde. Weil ich alleine war, und Zeit hatte über vieles vergessen und beiseite
geschobene nach zu denken.
Ich will leben, auch wenn es mal weh tut. Ich möchte das
Leben wieder richtig fühlen können, und vielleicht dann nicht mehr alleine.
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