Nackt

Wir werden alle Nackt geboren, nackt steht man auf der Bühne des Lebens. Augenpaare starren einen erwartungsvoll an.

Damit man nicht davonlaufen kann, wird man festgebunden. Um ein Abweichen vom ideal Modell oder ein Abweichen von der Norm zu unterbinden.

Es werden einem die Knochen gebrochen wie von einem Wagenrad, der Geist wird durch das Herabwürdigen der Person in seine einzelnen Teile seziert. Die Andersartigkeit wird diffamiert und wie bei einem Exorzismus ausgetrieben. Erst mit dem stückweiten Abbau der Kreativität, hin zum stillen und schweigsamen Menschen, der nicht mehr der ist der er einmal war.

Ja so fühlt man sich, wenn man nur lange genug den Worten von manchen Menschen lauscht, Menschen die nur eines möchte das man so ist wie sie es sich wünschen. Schweigsam, Unterwürfig niemals hinterfragend oder gar Aufrührerisch. Man möge nur das tun was sie möchten, niemals eigenen Willen zeigen.

Träume und Wünsche werden zerstört durch Verpflichtungen und Realismus.

Der Druck steigt beim Eintritt in die Arbeitswelt wie auf das Herz, wenn man einen Marathon laufen würde. Unsere Haut bleibt unversehrt, das Äußere makellos, nur das Innere zerstört.

Schließlich beginnt sich das Rad zu drehen. Aufstehen, Kinder wecken, Frühstück richten, zur Arbeit fahren, Job nachgehen, heimkommen, kochen, spülen, putzen, Kinder ins Bett bringen, Fernsehen, schlafen. Aufstehen, Kinder wecken, Frühstück richten, zur Arbeit fahren… Unser Kampf begann schon früh um die bessere Beurteilung oder Note, die Beförderung oder den Wechsel aufs Gymnasium, für das scheinbare wichtigste, in der Gesellschaft so zu sein, wie es genehm ist, wie es andere gerne hätten. Nur nicht auffallen. Leistung bringen egal was es kostet.

Das Rad der Leistung, die ständige Wiederholung des Lebens Tag für Tag.

Noch ein paar Stunden, Tage oder Jahrzehnte, wenn es nach anderen ginge, dann einfach für immer.

Doch irgendwann kommt man an den Punkt wo die Gesundheit sich meldet, sich zeigt durch eine Erkrankung, durch einen Schicksalsschlag. Dann hält man inne, beginnt darüber zu sinnieren „Warum, wieso ist es dazu gekommen, warum habe ich ich mich in dieses Rad einspannen lassen?“

Man hat plötzlich Zeit sich Gedanken zu machen, man merkt das man sich verkauft hat für etwas das so nicht gut für einen ist. Man hat gedacht, wenn das alle anderen machen dann muss ich das auch machen. Nein, nun merkt man das es falsch ist. Nimmt sich Zeit seinen Mittelpunkt zu finden und wieder auf sich zu hören, und plötzlich stört es einen nicht mehr, wenn man völlig nackt dasteht und alle Blicken einen an. Ja sollen sie doch einen ansehen. Es ist egal.



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