Gedanken zum Frieden

Es ist Krieg in der Ukraine, in Europa. Millionen Menschen haben Angst um ihr Leben, flüchten sich vor Bomben in Keller oder an sichere Orte. Wie viele andere hoffe ich für diese Menschen das alles bald vorbei ist und dass die Kriegstreiber aus Russland aufhören, ich denke an sie. Seit vielen Tagen mussten wir es ohnmächtig in den Nachrichten mitansehen: die beispiellose Aufrüstung durch die Regierung Putin an den Grenzen der Ukraine, das Scheitern der Diplomatie. Dennoch hat der hemmungslose Bruch des Völkerrechts, das Ausmaß brutaler Gewalt, die Aggression der russischen Machthaber mich wie viele Menschen zutiefst verstört. Was kann und soll man noch sagen zu dieser brutalen, sinnlos zerstörerischen Gewalt? Ich versuche meine eigenen Gedanken und Gefühle sammeln. Weil ich sonst keinen Halt in meiner Ohnmacht weiß.

Ich spüre ein Gefühl tiefer Ohnmacht. Was können Worte noch bewirken angesichts der Gewalt von Waffen? „Nie wieder Krieg!“, so lautete der Aufschrei auf dem Plakat von Käthe Kollwitz (1924) nach dem Ersten Weltkrieg. Doch er ist wieder Wirklichkeit. Und all die Appelle wirken angesichts der schrecklichen Nachrichten hilflos auf mich, fast naiv. Wie ein Schulgedicht, richtig aufgesagt, während man draußen Explosionen hört:


„Aufgestanden ist er, welcher lange schlief, / Aufgestanden unten aus Gewölben tief. /
In der Dämmrung steht er, groß und unerkannt, / Und den Mond zerdrückt er in der schwarzen Hand“ 

(Georg Heym, Der Krieg I, 1911).

Es ist das Wesen des Krieges, Leben zu töten und Sinn zu zerstören. Deswegen müssen Worte notwendig scheitern, weil sie sich letztlich auf Sinn beziehen. Deswegen stoßen all unsere Versuche menschlicher Verarbeitung an ihre Grenzen, wenn dieser menschengemachte Dämon wieder einmal erstanden ist.
Wirkliche Hoffnung gibt es aber trotz allem, denn solange noch Worte gehört werden, auch wenn die russischen Machthaber nicht wirklich zuhören wollen, ja solange es noch Worte gibt, wird es Hoffnung geben.

„Das erste Opfer des Krieges ist die Wahrheit“ 

(Hiram Johnson). 

Dieses Opfer fiel nicht erst, als der Krieg begann, sondern schon zuvor. Die Reden von Putin, welche die Aggression mit kruden Beschuldigungen rechtfertigen sollten, waren und sind selbst unerträgliche verbale Gewaltexzesse. Anspielung auf Vergewaltigung, Absprache von Eigenständigkeit, Beschimpfungen. Über viele Kanäle wird dieses Gedankengift verbreitet, auch in Österreich – von einem Menschen, der die Zivilgesellschaft in seinem eigenen Land unterdrückt, Menschen bei Friedensdemonstrationen verhaften lässt. Nicht Russland ist im Krieg, nicht die russische Bevölkerung, sondern eine repressive, korrupte russische Regierung. Die große Nähe zum weißrussischen Diktator Lukaschenko bei den Manövern und Angriffen spricht Bände. Nein: Dies sind keine Friedenstruppen.

Europa war und ist für viele Menschen verbunden mit der Erfahrung eines lange währenden Friedens – auch wenn dieses Idealbild nicht erst mit dem Jugoslawien-Krieg Risse bekommen hat. Jetzt spüre ich, wie zerbrechlich, ja trügerisch diese Vorstellung ist. Ein Gefühl, so ähnlich wie bei den anderen Katastrophen der letzten Zeit: „Seuchen, Überflutung, Krieg – das alles gibt es, doch nicht bei uns im zivilisierten Europa!“ Ich verstehe die Angst von Menschen auch im Baltikum oder in Polen. Dieser Krieg zerstört nicht nur das Leben der Menschen in der Ukraine. Friede ist etwas, das nicht selbstverständlich ist. Wir müssen ihn pflegen, hüten, schützen, bewahren – und suchen, immer wieder suchen. Wir müssen dies tun, weil es leicht ist, ihn zu zerstören, aber schwer und langwierig, ihn wieder zu gewinnen.

Jeder Krieg ist eine Niederlage. Denn Krieg vernichtet Leben.

Kurt Tucholsky (1890 - 1935 (Freitod))

Gerade angesichts der Sinnwidrigkeit des Krieges ist es wichtig, der Gewalt nicht das letzte Wort oder – besser gesagt – die Zerstörung der Worte zu lassen. Es ist wichtig, gegen die Gewalt zu reden, zu leben, zu arbeiten. Immer wieder und weiter. Jeder kann etwas dazu beitragen, ob auf Diplomatischem Weg oder einfach im Kleinen. Den geflüchteten helfen, sie mit offenen Armen aufzunehmen. Aber auch jenen die den Krieg befürworten mit Worten klar machen das Gewalt in keiner Weise etwas löst, mit ihnen Reden und nochmals Reden.

Auch dann noch, wenn es zu spät ist – bis es wieder aufhört, zu spät zu sein. Und gerade in Friedenszeiten ist es wichtig, dem Ungeist des Krieges und der Logik der Gewalt erst gar keinen Raum zu geben. Frieden erfordert dauerhafte Pflege. Und aktive Versöhnung, um die tiefen Wunden des Krieges wieder zu heilen. Frieden ist Arbeit, mühselige, immer wieder neue Arbeit an Verständigung, Begegnung, Versöhnung, auch dann, wenn unsere Erfahrungen von Ohnmacht dem widersprechen.

Es kann für mich auch Momente geben, wo ich einfach nicht mehr kann, wo ich kurz innehalten muss, nur um meine Gedanken und meine Gefühle wieder in den Griff zu bekommen. Nein mich lässt diese Gewalt, ausgelöst durch wenige nicht kalt. Und das soll es auch nicht. Ich möchte daran arbeiten, dass es für die nächste Generation, unsere Kinder, eine bessere Welt wird. Großes kann ich vielleicht nicht leisten vielleicht nur kleines, aber wenn das viele tun, irgendwann vielleicht alle dann könnte es sein das diese Welt doch irgendwann eine bessere wird.

Ja so mancher wird in diesen Zeiten keine andere Möglichkeit mehr sehen, wo man Gewalt ausüben muss, um schlimmere Gewalt für andere zu verhindern. Wenn etwa jetzt Menschen in der Ukraine ihre Familien gegen Angriffe verteidigen. Doch wir müssen alles tun, damit Menschen erst gar nicht in diese Situationen einer Ultima Ratio kommen.

Dabei ist wichtig: Frieden ist nicht die Abwesenheit von Krieg, sondern Krieg ist zerstörter Frieden. Putin und seine innerste Riege werden nicht für immer Leben, jeder verlässt diese Welt über kurz oder lang. Und vielleicht wird es dadurch eine Änderung geben. Und es bezieht sich nicht nur auf Putin, ich nehme davon einen chinesischen Machthaber, einen Staatspräsidenten in Südamerika und einige andere nicht aus. Sie alle so hege ich die Hoffnung werden irgendwann von der Geschichte vergessen und ihre Zeit wird kommen.

Meine Gedanken sind bei den Menschen, die auf der Flucht sind, jenen Frauen und Kindern, die alles durch diese Wahnsinnigen verlieren. Menschen auf beiden Seiten in diesem Konflikt die für die Machtgier sterben müssen.  Es ist die Zivilbevölkerung, die leiden muss. Alte Menschen, die schon so wenig haben und jetzt alles verlieren. Es sind die Kinder, die Ihre Jugend verlieren. 

Ja ihren sogenannten Mächtigen dieser Welt, die die ihr für euren eigenen Vorteil Kriege losbrecht IHR SEID MÖRDER



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