Die rosa Brille

Kränkungen, mangelnde Anerkennung, Vertrauensbruch - Enttäuschungen gehören zum Leben und Bringen uns hin und wieder aus der Bahn. Enttäuscht zu sein ist im ersten Moment auch völlig in Ordnung. Wer sich jedoch zu sehr daran klammert, wird verbittert. Ja es klingt leicht, aber es ist besser man lässt es hinter sich und macht sich klar, dass es so ist wie es ist. Oft genug kommen die anderen und wollen von einem etwas, brauchen etwas. Aber sobald man selber einmal Hilfe braucht, egal und wenn es nur eine Kleinigkeit ist, passiert es das die Leute keine Zeit haben oder ähnliches. Enttäuscht werden kann nur, wer hohe oder falsche Erwartungen hat. Deshalb trifft uns eine Enttäuschung oft sehr hart, weil wir plötzlich erkennen müssen, dass unsere Wunschvorstellung nicht mit der Realität übereinstimmt. Der eigene Stolz ist verletzt, im ersten Moment scheint die Welt zusammenzubrechen. Trotzdem heißt es dann: aufstehen, kurz zurück Blicken und sich denken „na gut dann eben anders und ohne die anderen“.

Kann man seine Enttäuschungen nicht überwinden, führt der Weg sehr oft in die Verbitterung, die dann immer stärker anfängt das Leben zu bestimmen. Das nimmt einen die Chance auf glück und Zufriedenheit. Sehr oft schieben Menschen die verbittert sind die Schuld für ihre Enttäuschung auf andere, ohne sich zu hinterfragen ob es nicht an der eigenen hohen Erwartungshaltung liegt.

Das kennen wir im Grunde alle. Jeder hat mal genau solche Momente. Wie oft läuft es nicht so wie man es sich vorgestellt hat? Man ist enttäuscht vom Verhalten einer Person aus den nahen Familien oder Freundeskreis. Dann gibt es noch die Situationen, wo man von sich selber enttäuscht ist weil man wieder einmal die eigenen Erwartungen zu Hoch angesetzt hat. Das geht in den meisten Fällen mit weiteren Emotionen einher, mit Trauer, Wut, Frustration und Kränkung.

Genau diese Gefühle sollten aber nicht unterdrückt werden, sondern zugelassen werden. Sie sind in dem Moment ganz normal. Gehören dazu, nur das bewusste Wahrnehmen ist wichtig, aber doch mit einem Blick von außen darauf, wertungsfrei. Darüber nachdenken, warum man sich so fühlt, warum einen die Situation so aufwühlt. Das Akzeptieren der Enttäuschung gerade in diesem Augenblick ist wichtig. Doch nicht zu lange, nach vorne Blicken und die negativen Emotionen hinter einem lassen ist sehr wichtig. Das hinein fressen der Negativen Gedanken und Gefühle macht nur unglücklich auf Dauer wird man verbittert über die Ungerechtigkeit des Lebens. Einfach mal kurz alledem was einen belastet freien Lauf lassen. Es ansprechen, mit jemanden darüber reden, oder wenn man niemanden hat es einfach niederschreiben. Den ganzen Frust rauslassen. Hat man es aufgeschrieben, zurücklehnen und nach ein paar Minuten das Geschriebene noch einmal durchlesen. Es kann dann sehr gut sein das man erkennt wo die eigenen Erwartungen zu hoch waren und das eine oder andere anders sehen. Die eigenen Werte und Ansprüche auf andere Projizieren wird nichts bringen. Jeder hat andere Ansichten und Prioritäten im Leben. Das Aufschreiben nimmt einem auf der anderen Seite den Frust und die Wut, die in einem brodeln. Es hilft bei der Selbstreflexion. Mit dieser Einsicht wird alles ein wenig leichter, den Zettel nehmen und vernichten ist dann auch eine Art die Enttäuschung loszulassen.

Ja auch mir ging es in manchen Momenten so. Dann habe ich mir die Zeit genommen, begonnen zu reflektieren und zu hinterfragen. Warum bin ich so enttäuscht? Habe ich die Welt durch eine rosa Brille gesehen, habe ich die anderen einfach falsch eingeschätzt. Oft dachte ich, ich helfe ja auch viel, bin da wenn man etwas braucht, stehe so gut ich kann mit Rat und Tat zur Verfügung. Nach dem darüber nachdenken, merkte ich viel zu oft das es mir eigentlich auffallen hätte müssen. Es wird gerne Hilfe genommen, aber es kommt wenig bis nichts zurück. Immer wieder ist dies so. Mein guter Glaube hat mich nur Blind gemacht, Ich habe es mir einfach schöngeredet, und genau da kommt der Augenblick wo es einem die Augen endgültig öffnet, die Enttäuschung hat dann auch etwas Gutes es bringt eine positive Veränderung, und da setzt es ein, das glücklich werden und mit der eigenen Leistung bisher zufrieden zu sein. Es geht auch ohne andere, es geht auch ohne die Hilfe von außen. Man hat es immer wieder selbst geschafft.

Es mag nicht nach dem Rezept oder der Weisheit klingen, aber sich und der Situation eine Chance für einen Neustart geben. Da wird man vielleicht gekündigt, ja und, es ist kurzfristig ein Tiefschlag. Wie soll man plötzlich alles zahlen, wie kommt man zurecht. Und gerade das in der jetzigen Zeit, wo alles teurer wird. Doch es kann daraus etwas Gutes entstehen, der alte Job war vielleicht Stressig hat einen Krank gemacht. Da wurde man gerade gekündigt, hat eine Absage für den Traumjob erhalten, Man wurde vom Partner hintergangen und musste die Trennung verarbeiten – es gibt viele Situationen, in denen wir enttäuscht sind und den Schmerz der Zurückweisung erst verarbeiten müssen. Die Freunde die oft genug gekommen sind wenn sie etwas gebraucht haben, ob bei der Hilfe im Garten, bei Arbeiten oder Finanziell. Doch nichts im Leben passiert ohne Grund, und wo sich eine Tür schließt, öffnet sich eine andere. Jetzt hat man die Chance etwas Neues zu beginnen. Sich etwas Zeit nehmen und Resümieren, es kann sich überraschend daraus etwas Besseres entwickeln und vielleicht ein wenig zu etwas besseren werden.  

Ja man fühlt sich zu Anfang als Opfer, dem Unrecht getan wurde. Doch wie schon erwähnt, hängt die Enttäuschen von der eigenen Erwartungshaltung ab. Nicht die ganze Welt hat sich gegen einen verschworen, sondern das eigene Weltbild hat man an seine eigenen Erwartungen angepasst, und das wurde dann einfach mit einer großen Kabumm zerstört. Statt sich in der Opferrolle auszuruhen, aus dem erlebten neue Stärke gewinnen, die Verbitterung hinter sich lassen. Dafür gewinnt man wieder Lebensmut und auch wird man um ein paar Erfahrungen reicher. Für das alter kann man dann sagen, man hat Weisheit dazu gewonnen.

Einfach die Erfahrung nutzen, um sich selbst wieder ein wenig besser kennen zu lernen. Selbstreflexion hilft, um Groll und Verbitterung zu überwinden. So erfährt man für sich wieder etwas mehr über sich und beginnt seine Erwartungen an die Welt ein wenig differenzierter zu betrachten. Umsichtiger werden, wenn man die Erwartungen an andere Menschen zu hoch ansetzt.

Es ist aber alles in allem nur meine Sicht der Dinge, jeder muss es für sich betrachten. Ich habe es oft erlebt, wie oben schon kurz erwähnt, bin aber immer noch von mal zu mal in mein altes Schema zurück gefallen und habe geholfen mit der Erwartung das, wenn ich vielleicht etwas brauche auch etwas kommen wird. So ganz geht es halt doch nicht mit dem Glauben an das Gute in den Menschen. Und das ist trotz allem auch gut so, nur kaputt machen sollte man sich nicht mehr da durch lassen.



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